Die zwei Gesichter der Autorin Nora Amelie

Quelle: Screenshot BILD online v. 14.04.2012

Quelle: Screenshot BILD online v. 14.04.2012

Meine Leser sind Liebesromane von mir gewöhnt. Kaum jemand weiß, dass mein allererstes Buch eher in die Rubrik ‚historische Romanze‘ gehört. Ich hab es geheimgehalten. Oder besser gesagt, nie publik gemacht. Warum, weiß ich selbst nicht mehr so genau. Vielleicht dachte ich, es würde mein Profil verwässern. Vielleicht ging ich auch davon aus, ihr würdet so etwas von mir gar nicht lesen wollen.

Seitdem sind genau drei Jahre vergangen. Immer mal wieder habe ich darüber nachgedacht, was mit diesem Roman geschehen soll. Wir (ja, es gibt einen Co-Autoren) hatten ihn nur als eBook herausgebracht. Die Taschenbuchausgabe hing immer in der Luft. Auch, weil sehr schnell die Überlegung auftauchte, eine Fortsetzung zu schreiben. Diese Idee ist nach wie vor nicht aus der Welt. Aber jetzt war es Zeit – Zeit, mein ‚ältestes‘ Baby hervorzuholen und mich öffentlich dazu zu bekennen :-)

Manch einer könnte jetzt meinen: ‚Oh Gott, noch ein Titanic-Roman‘. Ja, noch einer. Und nicht irgendeiner. Wenn ich euch sage, dass wir dafür in Irland waren, in Belfast – und zwar zu einem Zeitpunkt, da sich die alten Konstruktionsbüros der Titanic noch im Urzustand befanden, wird vielleicht klar, wie ernst wir die Recherchen genommen haben. Wir haben Monate gebraucht, um den Stoff für unseren Roman zu verdichten. Haben nächtelang im Internet gestöbert auf der Suche nach Originaldokumenten aus jener Zeit. Und ihr glaubt gar nicht, was da alles zu finden ist …

Die Urvariante war dann kein Romanmanuskript, sondern zunächst eine Reportage, und zwar auf Twitter – mit einer Fülle an historischen Dokumenten, Filmaufnahmen und Zeitungsausschnitten. Selbst die BILD fand das cool und berichtete im April 2012 zu 100 Jahre TITANIC darüber. Wir waren schon stolz darauf, muss ich zugeben :-)

Ein Jahr später kam unser Roman raus. Falls den doch jemand von euch kennt – er hatte damals ein anderes Cover. Für die geplante Taschenbuchausgabe haben wir es ändern lassen. Auch inhaltlich gibt es Neuerungen. Der Roman hat einen Epilog erhalten, der im Sommer 1913 spielt. Mehr will ich an dieser Stelle allerdings nicht verraten. Außerdem gibt es – und das ist schon ein Novum bei einem Roman – ein MAKING OF dazu. Während der Arbeit an der Story haben wir notiert, wie das so ist, ein Buch zu schreiben und es auf amazon zu veröffentlichen.

Was erwartet euch nun in der TITANIC PASSAGE? Einer der Leser meinte: „… eins der besten Bücher zum Titanic Desaster …“. Ein zweiter lobt dieTitanic-Passage-N-Amelie-W-Friedel-kleiner-blog „… vortreffliche Recherchearbeit …“ und ein dritter sagt, es enthielte „… teilweise bisher nicht bekannte Details zur Tragödie …“. Ich persönlich denke, für jeden von euch ist etwas dabei. TITANIC PASSAGE ist ein Belle-Epoque-Roman, der ein sehr detailliertes Bild vom Leben und den gesellschaftlichen Verhältnissen um 1912 zeichnet. Nora, die weibliche Protagonistin, stammt aus wohlhabenden Kreisen und hat einen Faible für botanische Raritäten. Sie ist Pflanzenjägerin. Im Frühjahr 1912 will sie nach Mexiko, um dort Dr. Purpus, einen berühmten Kollegen, zu treffen. Der männliche Protagonist, Wilhelm, arbeitet in einer damals neu entstehenden Branche, dem Automobilbau. Er will die amerikanischen Ford-Werke besichtigen. Das hat ein bisschen von dem, was man heute als Industriespionage bezeichnen würde ;-) Beide jedenfalls buchen ein Ticket für die Titanic und ab hier müsst ihr dann selbst schauen, wie die Geschichte weitergeht. Viel Spaß dabei.

TITANIC PASSAGE – Roman in Tagebüchern. Als eBook und Taschenbuch auf amazon

PS: Auf Facebook haben wir eine Seite zur Titanic-Zeit eingerichtet. Ab April könnt ihr dort eine spannende Aktion verfolgen.

FIFTY SHADES OF GREY – Was könnte beim nächsten Teil besser sein?

SoG-verbessern
Die Protagonistinnen meiner Romane – Theresa aus INSEL DER NACHTIGALLEN, Marlena aus THE SECRETS OF GREY DAYS und ein paar Freundinnen, wie beispielsweise Judith – haben sich zusammengesetzt und diskutiert, wie man Teil 2 von SoG verbessern könnte. Hier ihre Vorschläge ;-)

Neubesetzung für CG?
Das ist wohl eine der am häufigsten debattierten Fragen. Wenn wir entsprechenden Insider-Infos glauben dürfen, bleibt Jamie Dornan erste Wahl für die Rolle des Christian Grey. Leider. Denn er sprüht nicht gerade vor Leidenschaft. Glatt rasiert und frisch gebügelt wirkt er eher wie der nette Junge von nebenan. Betonung liegt auf Junge. Ein Bad Boy sieht anders aus. Dass er immer mal wieder durchblicken lässt, dass er so gar nicht auf die harte Tour steht, macht es auch nicht besser.

Mehr Action?
Ja, definitiv. Klar ist „Fifty Shades of Grey“ weder ein Thriller noch ein rasanter Actionfilm. Aber das Ganze plätschert so dahin, ohne Höhen und Tiefen. Um von Spannung oder Dramatik mal gar nicht erst zu reden. Vielleicht liegt’s auch einfach daran, dass wir als Leser des Bestsellers natürlich wissen, was in der nächsten Szene und in der übernächsten passiert. Aber wer sagt, dass Literaturverfilmungen langweilig und bar jeder Dynamik sein müssen?

Erotik statt nur Sex
Berechnungen hatten ja bereits vor der Filmpremiere darauf hingewiesen, dass es hier – rein zeitlich betrachtet – mehr Sex zu sehen gibt, als in anderen Produktionen. Als erwiesen gilt wohl aber auch die Tatsache, dass sich Autorin und Regie nicht einig darüber waren, wie explizit das Ganze sein sollte. Eine ordentliche Portion Erotik verträgt der Streifen auf jeden Fall. Denn auch wenn lt. Meldungen der Medien irgendwo in dieser Welt eine Frau im Kino beim Onanieren erwischt worden sein soll, fragen wir uns dann doch: Nur eine? Das spricht Bände, oder?

Wanted! Atmosphäre
Darunter leidet der ganze Film, unter dem Mangel an Atmosphäre. Alles wirkt schön, glatt bis clean. Nichts scheint dem Zufall überlassen oder gar dem Improvisationskönnen der Darsteller. Besonders in den Erotikszenen ein absoluter Nachteil. Wo bleibt das sinnlich Anregende? Wo ein bisschen Aufregendes? Ein klitzekleiner Moment spürbarer Tiefe? Da ist viel zu wenig Stoff zum Träumen!

Recherche oder SM-Coach?
Ja, bitte, unbedingt beides (und ordentlich duschen hinterher nicht vergessen ;-) )! Hier gibt’s jede Menge Nachholebedarf. Auch beim Setting. Welcher SMler hat bitte ein Spielzimmer, das in seiner Ausstattung eher einem Warenlager gleicht? Steril wirkt und wie aus dem Katalog? Das ist doch nun wirklich Nonsens. Und dann das Ding mit dem Kabelbinder. Nee, oder? Macht man einfach nicht – lernt schon der Anfänger. Sowieso: SM kann auch gaaaanz anders sein. Muss nicht zwangsläufig mit Schlägen daherkommen. Vielleicht lohnt es sich, an dieser Stelle etwas subtiler und weniger plakativ vorzugehen. Es soll ja echte SMler geben, die als Berater taugen.

Überhaupt mehr SM?
Tja, geht wohl nicht – denn dann kämen die unter 18Jährigen nicht zum Zuge. Wär‘ doch schade um den Ausfall an den Kinokassen, oder? Aber im Ernst: Filmstarts.de veröffentlichte 2015 einen wunderbaren Aprilscherz und lud zu einer besonderen Kinoveranstaltung nach Köln ein. Angeblich wollte ein SM-Club zeigen, wie’s wirklich geht. Auf der Leinwand sollte „Fifty Shades of Grey“ laufen. Auf der Bühne darunter die dazu passenden echten SM-Szenen. Das allein beweist schon, wie weit Film und Realität in Sachen SM wirklich auseinanderdriften.

Was ist mit Gefühl?
Anas Gesichtsausdruck, ein Blick in ihre Augen, ihr Mund – wir finden, sie macht ihre Sache gut. Man spürt, da haucht eine Darstellerin ihrer Figur mit Leib UND Seele Leben ein. Bei Christian spürt man nix. Manchmal fragen wir uns, wie er das bei den Modeshootings macht. Aber gut, das sind Momentaufnahmen. Hundert Auslöser, ein gutes Foto. Aber wer im Studio annehmbar post, muss deshalb nicht auch auf der Bühne wirken. Sorry, aber wenn’s um Emotionen geht, hilft selbst der gestählteste Körper nicht weiter.

Kommunikation?
Hach, auch das ist wohl dem Medium geschuldet. Obwohl man natürlich glauben sollte, dass selbst ein Film diesbezüglich – im wahrsten Wortsinn – Ansprechendes zu bieten hat. Hier gilt: Wer des Englischen einigermaßen mächtig ist, kann sich „Fifty Shades of Grey“ getrost im Original anschauen. Denn Reden, evtl. sogar mit Tiefgang? Totale Fehlanzeige! Aber gute Gesprächsführung war ja schon im Buch nicht vorgesehen. Oh bitte, lasst bei Teil 2 einen Profi an’s Script!

An alle Kinogänger denken!
Sagen wir mal so: Der Film kann sich natürlich leisten, ausschließlich an die Zielgruppe der Leser des Bestsellers gerichtet zu sein. Bei derartig viel verkauften Büchern und den unzähligen Verrückten, die mindestens zweimal ins Kino gerannt sind (wir übrigens auch), reicht es trotzdem für klingende Kassen. Aber warum müssen solche Fakten, wie der, dass CG plötzlich in Anas Wohnung rumläuft, obwohl sie ihn gar nicht reingelassen hat, ohne nachvollziehbare Erklärung bleiben? Und ohne Kommentar von Ana? Schon befremdlich, solche Aussetzer.

Weniger Medienhype, mehr Film bitte!
Das muss abschließend wirklich mal gesagt werden. Die Enttäuschung vieler Kinobesucher über den Film der Filme des Jahres 2015 war garantiert auch auf die vollmundigen Versprechungen vor der Premiere zurückzuführen. Was gab es nicht alles für Diskussionen, u. a. über die Rollenbesetzung. Letztlich bekamen aber viele der Figuren einen derartig schwachen Auftritt, dass man sie im Film fast gar nicht wahrnahm. Manche fehlten ganz (haben wir das vorher wirklich nicht bemerkt?). Deshalb bleibt zu hoffen, dass Teil 2 des Movies hier ein paar Korrekturen vornimmt. Gebt den Darstellern ihr Element zurück!

Kindle Neuerscheinung von Nora Amelie

Die-Schneemänner-Nora-Amelie-kleiner

Der Winterroman ist da – DIE SCHNEEMÄNNER

Louisa hasst Silvester. Erst recht, seit sie Single ist. Mit der Absicht, täglich fünftausend Wörter für ihren halb fertigen Roman zu schreiben, bucht sie über den Jahreswechsel ein Zimmer am Meer. Natürlich verläuft alles anders als geplant. Ein schulmeisterlich wirkender Unbekannter will ihr das Schwimmen beibringen. Und dem Charme seines angeblich unverhofft auftauchenden Freundes kann sie ebenso wenig widerstehen. Für eine Nacht, denkt sie, für eine einzige verdammte Nacht wird sie über die Stränge schlagen …

Die anfänglich beschwingte, humorvolle Dreiecksgeschichte gerät unweigerlich in tieferes Fahrwasser, als Louisa und die beiden Ärzte Jacob und Paul vom Schneechaos überrascht werden.

DIE SCHNEEMÄNNER ist ein romantisch-dramatischer Liebesroman in 3 Teilen. Teil 2 erscheint am 25. Januar, Teil 3 am 25. Februar 2016. Die Printausgabe des Romans, dann als Gesamtausgabe aller drei Bände, ist für den 28. Februar 2016 geplant. Leseprobe auf amazon ansehen …

Wie weit würdest du gehen?

The-Grey-Days-Bondagestory-Nora-Amelie-kleinerRomanrecherche unter Körpereinsatz

Woher nimmt ein Autor eigentlich das Hintergrundwissen für seine Geschichten? Wer liefert ihm Fakten und Settings? Reicht das stets allgegenwärtige Internet für die Recherche? Weil dort wirklich alles zu finden ist, was so ein Autorenherz begehrt? Lange Vornamenlisten für potentielle Protagonisten ebenso wie Livebilder von der Gegend, in der die Geschichte spielt? Rein theoretisch müsste der Autor heutzutage doch keinen Fuß mehr vor die Tür setzen …

Theoretisch. Aber wie heißt es so schön? Probieren geht über studieren. Und deshalb kann man noch so geschickt bei der Internetrecherche vorgehen – persönliche Erfahrungen ersetzt das nicht.

Das war mein dritter Gedanke, als ich auf die Idee kam, einen Roman über Bondage zu schreiben. Über Menschen, die fesseln, und solche, die sich fesseln lassen, und über all das, was mir erwähnenswert erscheint über diese Spielart des BDSM.

Nachdem Gedanke Nummer eins – Bondagevideos im Internet schauen – erschöpft war, Gedanke Nummer zwei – in ein Bondagestudio gehen und die reale Aktion beobachten – schon deutlich mehr Erkenntnisse lieferte, eroberte Gedanke Nummer drei all meine Synapsen – selbst ausprobieren.
Familie und Freunde waren entsetzt. Trotzdem ließ ich mich nicht aufhalten. Ich wollte mindestens wissen, wie sich ein Seil auf der Haut anfühlt und warum manche Bunnys wegdriften, wenn sie in einem Bondage quasi gefangen sind.

Natürlich sind es auch persönliche Präferenzen, die darüber entscheiden, ob man sich für diese konkrete Form der Recherche begeistern kann. Aber ehrlich? Warum nicht? Wenn man Liebesromane mit erotischem Flair schreibt, schadet es nicht, über Erfahrungen zu verfügen, die vielleicht nicht ganz üblich sind. Zumindest, solange man sich dazu in der Lage fühlt, nicht ganz übliche Erfahrungen zu machen.

Jetzt, nach Fertigstellung der BONDAGESTORY und nach den ersten Feedbacks, weiß ich: Ich habe mich richtig entschieden. Der persönliche Körpereinsatz war in diesem Fall hilfreich für eine gute Geschichte. Kennengelernt habe ich zwar nur wenige Facetten der Kunst des Fesselns. Dennoch haben sie mir zu einem besseren Verständnis für den aktiven und besonders für den passiven Beteiligten verholfen. Über das Gefühl im Seil kann ich jetzt aus eigener Erfahrung berichten. Mein Einfühlungsvermögen für den Gefesselten ist um ein Vielfaches gestiegen, weil ich selbst gefesselt war. Und all die Gedanken, die Ängste und Vorbehalte, die einen vor dem allerersten Bondage befallen – ich habe sie selbst durchlebt.

Fazit: Höhere Authentizität beim Schreiben und eine Geschichte, die sich – zumindest sagen das die Rezensenten – für den Leser „echt“ anfühlt.

Hätte ich das auch ohne Körpereinsatz geschafft? In diesem Fall und in dieser Form vielleicht kaum. Obwohl ich mich mehr als ein halbes Jahr auf das Schreiben des Romans vorbereitet und viel über Bondage gelesen habe. Obwohl ich immer wieder mit den realen Aktiven sprach, die letztlich zum Vorbild für zwei meiner Romanfiguren wurden – Visage_deux und Verspera.

Ob ich allerdings jemals geglaubt hätte, dass man ein Seil hören kann, nämlich dann, wenn der Rigger es durch seine Hände gleiten lässt? Und ob ich jemals verstanden hätte, woher die Liebe vieler Bunnys zu den Ropemarks rührt, zu den Seilspuren auf der Haut? Ich denke, das hätte ich in meiner Geschichte nicht wirklich überzeugend vermitteln können, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.

THE GREY DAYS – Bondagestory. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.

Roman BONDAGESTORY erschienen

The-Grey-Days-Bondagestory-Nora-Amelie-kleinerDen Bericht über mein Bondage bei Visage_deux kennen viele von euch ja bereits. Jetzt könnt ihr den auf diesen Ereignissen beruhenden Roman BONDAGESTORY lesen. Als eBook oder Taschenbuch auf amazon.

Über den Inhalt:
Auf einer Party beobachtet Theresa einen attraktiven Mann dabei, wie er aus schwarzen Seilen und seiner Partnerin ein Kunstwerk kreiert. Er knüpft ein großes Spinnennetz, in dem die Frau im weißen Kleid gefangen sitzt. Dieses Bild geht der begeisterten Autorin nicht mehr aus dem Kopf. Als sie Monate später den Auftrag erhält, einen Bondageroman zu schreiben, erwacht es zu neuem Leben. Doch diesmal will sie mehr als erzählen. Sie will die Geschichte selbst erleben. Vom Spiel mit dem Seil fasziniert, beginnt sie ihre Recherchen in einem Bondagestudio …

Covershooting und Coverfotos made by Visage_deuy

THE SECRETS OF GREY DAYS 2 – entfallene Szenen, die zweite

Rotstift-Opfer, die gerettet wurden und – statt im Roman – nun hier auf meinem Blog einen würdigen Platz finden :-) Es geht noch immer um dieselbe Szene in Teil 2 von THE SECRETS OF GREY DAYS – diesmal aus der Perspektive von Jon

… Nachdenklich betrachtete er Theresa. Er hatte gefordert, dass sie auf die übliche Unterwäsche verzichtete, wenn sie in diesen Club gingen. Allerdings hatte er das hier niemals ernsthaft in Erwägung gezogen. Er war keineswegs sadistisch veranlagt. Mit Theresa hierher zu kommen, war zum einen seiner Neugier auf Alex geschuldet, zum anderen erhoffte er sich ein paar nette Impulse, die dazu angetan waren, Theresas und seinen Alltag für ein paar Stunden zu durchbrechen. So schnell also hatte sich das Blatt nun gewendet. Aber gut. Wer nicht hören wollte, musste fühlen. Sie hatte die Diskussion über das Für und Wider einer Schlagsession ausgelöst. Dass es ihr heute besser gefallen würde, als damals bei Stephan, hielt er für fraglich.
Jon starrte Theresa auf die Scham, auf das zarte rotblonde Fließ ihres Schamhaares. Er war beeindruckt davon, mit welcher Selbstverständlichkeit Alex sich an der ihm im Grunde genommen fremden Frau zu schaffen gemacht hatte. Aber vielleicht war das auf seinen Job zurückzuführen, auf den täglichen Umgang mit weiblicher Nacktheit. Er selbst hatte einige Gynäkologen unter seinen Kunden. Mit einem von ihnen verband ihn inzwischen eine lange, intensive Zusammenarbeit. Er hatte ihn einmal gefragt, wie das sei, Tag für Tag den Frauen zwischen die Beine zu greifen. Der Arzt hatte gemeint, man gewöhne sich daran. Es wäre für ihn dieselbe Routine, wie für jeden normalen Hausarzt, der seine Patienten ja auch im unbekleideten Zustand zu Gesicht bekäme. Ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn die Patientin sehr attraktiv sei, hatte Jon daraufhin gefragt. Der andere hatte nicht sofort verneint und dann zumindest eingeräumt, dass er eine schöne Frau durchaus gern betrachten würde.

Jon verstand das. Er hatte zwei vor sich, wenn er von Marlena momentan auch nur den Hintern sehen konnte. Ihr Körper war wohl proportioniert. Sie hatte eine tolle Rückenlinie und lange schlanke Beine, die in den Heels besonders gut zur Geltung kamen.
Er musste zugeben, es machte ihn an, wie die Frauen dort in den Fesseln hingen. Nicht bewegungsunfähig. Doch die Ketten hinderten sie daran, irgendetwas Grundsätzliches an ihrer Haltung zu verändern. Sobald sie auch nur den kleinen Finger rührten, war ein leises Klirren zu hören. Der Ring, an dem ihre Arme fixiert waren, blieb dadurch in Balance, dass jede von ihnen mit ihrem Gewicht dagegen hielt. Aber er würde heftig ins Schaukeln geraten, wenn eine der Frauen das Gleichgewicht verlor.

Er beobachtete, wie Alex die Frauen umkreiste. In den komplett schwarzen Klamotten und mit dem hochgebundenen dunklen Haar wirkte er durchaus gefährlich. Wie ein Raubtier, das nach seiner Beute gierte. Marlena folgte Alex mit ihrem Blick. Außerhalb ihres Sichtfeldes blieb er stehen, griff in die Hosentasche und zog eine Haarspange hervor. Mit wenigen Griffen sorgte er dafür, dass ihr keine einzige Strähne mehr über Schultern und Rücken fiel. Er griff erneut in die Tasche und ließ gleich darauf ein Gummi vor Theresas Nase baumeln. Dann trat er hinter sie und band auch ihr das Haar hoch. Ein Schritt zurück, ein zufriedenes Nicken. Der Tanz konnte beginnen.
Alex kam grinsend auf ihn zu und richtete seine Augen auf die Wand hinter ihm, an der Jon die Peitschen wusste. Wenn er selbst sich entscheiden müsste, fiele seine Wahl auf einen Flogger. Er hatte gesehen, dass es davon einige in dieser Sammlung gab. Einer hatte es ihm besonders angetan. Der Griff war aus poliertem rötlichem Holz. Die Wildlederbänder in einer ähnlichen, hervorragend dazu passenden Farbe hatten sich weich angefühlt. Flogger fand er ungefährlich. Obwohl man deren Wirkung durch die Schlagtechnik natürlich variieren konnte. Aber er glaubte nicht, dass man mit einem Flogger echte Schäden anrichtete.
Auch Alex schien mehr den Spaß als alles andere im Kopf zu haben. Denn er griff selbst nach einem Flogger, einem großen schweren mit breiten glatten Lederriemen, der Griff gleichfalls aus Leder. Alex warf ihm einen Blick zu und Jon verstand. Er sollte sich etwas aussuchen. Ohne zu zögern langte er nach dem Teil, das seine Aufmerksamkeit bereits gefesselt hatte …

Die Originalszene zum Vergleich findet ihr in THE SECRETS OF GREY DAYS – Drahtseilakt. Auf amazon.

The Secrets of Grey Days 2 – entfallene Szenen

Bei der Überarbeitung eines Romans kommt es immer wieder vor, dass Szenen gestrichen oder neu geschrieben werden müssen. Mir ging es in THE SECRETS OF GREY DAYS 2 so. In der Szene, die sich im Club von Alex zwischen ihm, Marlena, Jon und Theresa abspielt, hatte ich jedem der Beteiligten eine Stimme gegeben. Bis sich herausstellte, dass die verschiedenen Perspektiven der Story zu viel Dynamik nehmen.

Ich möchte sie euch dennoch nicht vorenthalten, weil sie einen interessanten neuen Blickwinkel auf diese eine Situation eröffnen. Hier also die Perspektive von Theresa dazu, die im Roman dem Rotstift zum Opfer fiel ;-)

… So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Theresa schloss für einen Moment die Augen und stieß die Luft wieder aus, die sie gefühlte Minuten lang angehalten hatte. Sie hatte ihn doch nur darum gebeten, ein bisschen was auszuprobieren. Das Paddle vielleicht oder die Gerte. Oder eine von diesen anderen Peitschen, die mit den vielen weichen Schnüren. Flogger hatte Stephan das damals genannt. Sie hatte an die Session mit ihm gedacht. Ihre allererste und bislang einzige. Denn was sich zwischen ihr und Jon entwickelte hatte, war anders, aber deshalb nicht weniger intensiv.
Sie sprachen niemals von Session. Es ergab sich aus der Situation, ungeplant. Hin und wieder kassierte sie inzwischen auch Schläge. Mit der blanken Hand. Und interessanterweise sehr zu ihrem Vergnügen. Es kam sogar vor, dass sie Jon absichtlich den Po darbot, wenn sie spürte, dass sie ihn verärgert hatte. Ganz so, als wolle sie bereitwillig dafür büßen und eine Strafe kassieren. Manchmal setzte es dann einen Hieb. Oder zwei, oder drei. Je nachdem.

Er platzierte sie gut. Die Schockwelle, die so ein Hieb auslöste, kam immer direkt in ihrer Mitte an. Löste Lust aus. So viel Lust, dass sie manchmal gar nicht genug davon bekam. Anfangs hatten sie beide darüber gelacht. Mittlerweile ging das Lachen oft ganz schnell in ein ernsthaftes Gekabbel über. Bei dem sich die Emotionen hochschaukelten und sie sich letztlich in purer Ekstase wiederfanden. Auch deshalb hatte Theresa die heimliche Vermutung, ihr einstiger Schwur, sich nie wieder schlagen zu lassen, müsse einer gewissen Einsicht weichen, dass die Sache vielleicht doch ihren Reiz hatte. Und hier im Club ergab sich unerwartet die Gelegenheit, das zu testen.
Aber sie wollte es mit ihm, mit Jon. Obwohl sie zugeben musste, dass Alex … Hmm, er hatte was. Es war ihr zumindest nicht unangenehm, sich von ihm berühren zu lassen …

Wer nachlesen möchte, wie sich diese Szene nun im Roman darstellt, schaut einfach in die aktuelle Version auf amazon :-)

Bondage, die 2. – Seile jedenfalls sind schön

bondage-Shooting2aVisage_deux steht hinter mir und legt ein Seil um mich, noch einmal und noch einmal. Immer wieder prüft er mit den Fingern den Verlauf, zieht das Seil straff. Meine Hände hat er zuvor erneut auf dem Rücken gefesselt. Die Augen sind verbunden. Ich stehe da und spüre. Wie das Seil meine Haut berührt. Wie es sich anfühlt, wenn er es verknüpft und durch eine Schlaufe zieht. Langsam und bedächtig. Fast wie ein Streicheln. Ich stehe da und lehne mich in dieses Gefühl.
Dann ist es plötzlich ruhig und mir wird bewusst, dass ich gegen die Seile atme. Interessant. Ich überlege, ob ich es gut finde oder nicht. Ich tendiere zu: gut. Konzentriere mich auf Details. Einatmen – das Seil spannt sich. Ausatmen, es wird lockrer. Einatmen … hey, das ist richtig gut! Mehr. Kann ich bitte mehr haben?

Ich höre Visage_deux laufen. Er steht hinter mir, lacht leise darüber, dass ich meine Finger knete, und löst die Fesseln um meine Handgelenke. Dann spüre ich ihn wieder vor mir. Er zieht ein zweites Seil durch die Hände.
„Das machst du absichtlich“, sage ich und lächle unter meiner Augenbinde.
„Ich mache nichts ohne Absicht“, gibt er amüsiert zurück.
Er bindet weiter, zieht ruckartig straff. Ich zucke zusammen. Nicht vor Schmerz. Nein. Ich habe nur nicht damit gerechnet.
„Ja, das tut weh“, sagt er. Klar, ich hab schon so viel rumgejammert. Er muss einfach glauben, dass ich es unangenehm finde.
„Nö, eigentlich nicht“, entgegne ich statt dessen. Im selben Moment könnte ich mir auf die Zunge beißen. Was für eine Steilvorlage! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn grinsen.

Während ich weiter gegen die Seile atme und in mich hineinfühle, macht sich Visage_deux an meinem Bein zu schaffen. Aber erst, als ich den Seilzug höre, realisiere ich, was das zu bedeuten hat.
„Du ziehst mich jetzt nicht hoch“, sage ich. Im nächsten Moment stehe ich nur noch auf einem Bein. Mist. Eine wacklige Angelegenheit. Ich schwanke. Greife mit den Händen, die ich zumindest noch eingeschränkt bewegen kann, in das Seil, das im Bondagering hängt.
„Ich nehme jetzt noch eines“, sagt er.
„Nee. Nicht zum Hochziehen!“ Er macht doch nicht ernst, oder?
Er macht auf jeden Fall weiter. Bindet auch mein rechtes Bein und steht plötzlich hinter mir. Hält mich, spricht mit mir.
„Du entscheidest, wann ich das Seil anziehe“, sagt er leise. „Lass dich fallen. Einfach loslassen.“
Die Verlockung ist groß – sich fallenlassen. Wie gern ich das täte. Die Oberkörper-Fesselung gefällt mir. Aber ich hänge ziemlich unbequem in den Seilen. Der Druck auf meinen rechten Arm wächst. Die Hand beginnt zu kribbeln, als der Zug stärker wird. Ich balanciere auf einem Bein. Ich kann das Signal nicht geben, obwohl ich es wahnsinnig gern möchte. Ich möchte wissen, wie man schwebt.
Visage_deux entscheidet für mich. Ich hänge. Das Kribbeln in den Armen nimmt zu. Ich denke an Schneekugeln. An diese kleinen weißen Flöckchen, die darin wirbeln, wenn man sie schüttelt. Das Gefühl greift auf den linken Arm über. Nicht gut, denke ich. Ich hab so viel darüber gelesen, dass ich es mit der Angst zu tun bekomme. Ich will runter. Kaum habe ich das ausgesprochen, rattert die Kette.

B-Shooting20155a

Nach dem Shooting mit Jenny

Ich sitze am Boden, spüre, wie das Kribbeln in meinen Händen nachlässt und wie sich die Seile lösen. Ich bewege die Finger. Alles gut. Aber ich bin enttäuscht. Ich hatte mich so auf das Bondage gefreut. Gleichzeitig bin ich nicht in der Lage, mich darauf einzulassen. Visage_deux legt mir einen kuschligen Bademantel um die Schultern, beruhigt mich. Bringt mir zu trinken. Er führt mich hinüber zu dem großen Bondagebett, legt Holz im Ofen nach und setzt sich vor mich auf den Boden. Es ist immer noch schön dämmrig im Raum. Irgendwo ganz leise die Klänge von Schiller. Wir reden. Über meine Angst, über das, was ich gefühlt habe. Über seine Beobachtungen. Er versucht, mich aufzumuntern. Schließlich sei es mein erstes Mal. Ich bin erleichtert, dass ich es hinter mir habe – das kann ich nicht verhehlen. Beeindruckt – ach herje, was für eine Formulierung in diesem Kontext – beeindruckt streiche ich über die Spuren, die die Seile auf meiner Haut hinterlassen haben. Ich weiß, dass echte Bunnys das lieben. Echte eben. Ich bin nicht echt. Aber ehrlich? Sie sind schön, diese Linien. Diese gleichmäßigen, verräterischen Muster, die sich entlang meiner Beine, an den Armen und am Oberkörper präsentieren.
„Hoffentlich sieht man heute Abend noch was davon“, platzt es aus mir heraus.
Visage_deux grinst. In ein paar Stunden sind wir verabredet. Zu einer BDSM-Party. Noch eine Premiere. Aber jetzt freu ich mich nur noch drauf :-)

Übrigens: Mein Bondage-Shooting war die Basis für einen neuen Roman – gerade erschienen unter dem Titel BONDAGESTORY. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.

Bondage-Roman? Da muss ich wohl selbst in die Seile …

B-Shooting20152

Visage_deux beim Bondage mit Jenny

Ich bin aufgekratzt. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Viel Action, wenig Schlaf. Schon deshalb nicht, weil ich die ganze Zeit über wusste, dass mir mein allererstes Bondage bevorsteht. Heute. Genau in diesem Moment. Kein Ausweichen mehr. Ich muss da jetzt rein.

In der Tür zum Studio steht Visage_deux und beobachtet mich. Das tut er schon eine ganze Weile. Jetzt schüttelt er den Kopf, weil ich noch immer in meiner Tasche krame. Wo hat sich nur diese blöde Bürste versteckt?
„Du schindest Zeit.“ Seine Stimme klingt amüsiert.
„Haare offen oder zusammen?“, will ich wissen.
Sein Gesicht nimmt einen ungläubigen Ausdruck an. „Lass es, wie es ist. Na los!“
Der Mann hat Humor. Sein Auftreten ist martialisch. Schwarzes Shirt, schwarze Hose im Gothic-Style, mit breiten silbernen Reißverschlüssen. Die Schuhe sind der Hammer. Schnürstiefel mit Stahlkappen? Das wäre zu einfach. Nein. In der Szene trägt man New Rock’s. Er steht auf der obersten Stufe zum Studio, breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt. Wäre er mein Dom, würde ich wohl spätestens jetzt zum Angsthasen mutieren.
Das macht er absichtlich. Freut sich diebisch, dass er mich verunsichert. Wie sollte er auch nicht? Er wird mich gleich fesseln. Und ich hab keine Ahnung, was genau passiert …

Meine Gefühle fahren Achterbahn. Gestern war noch alles in Ordnung. Da hab ich nur zugeschaut. Heute bin ich die Hauptperson. Aber auf keinen Fall will ich wie Jenny hängen. Das ist mir nicht geheuer. Mein Gott – was hab ich mir nur dabei gedacht?
Entschlossen nehme ich die Stufen zum Studio, trete an ihm vorbei. Er schließt die Tür. Cut. Als wäre ein Hebel umgelegt. Ohne, dass sich auch nur der kleinste Widerspruch in mir regt, lasse ich mich unter den Bondage-Ring führen, lasse mich drehen, stehe mit dem Rücken zu ihm. Und nun?
„Setz dich auf den Boden.“
Er muss es wiederholen. Ich habe nichts gehört. Setzen. Ganz einfach. Setzen und stillhalten. Die Musik von Schiller in den Ohren. Es ist warm. Ich schließe die Augen. Entspannt? Ja, in diesem Moment bin ich tatsächlich entspannt.

Sekunden später sitze ich mit auf dem Rücken gefesselten Händen da. Ein Seil wird unter meiner Brust entlang geführt. Dann die erste Positionsänderung. Visage_deux legt mich auf die Seite. Fixiert meine Fußknöchel, dreht mich weiter. Der Boden sieht schön aus, aber er ist hart. Irgendetwas an den Knöcheln drückt. Drückt heftig. Ich sage es ihm. Er korrigiert das Seil solange, bis es für mich passt. Dann knüpft er weiter. Schließlich liege ich auf dem Bauch. Die Beine angewinkelt, Hände und Füße aneinander gefesselt. Es ist nicht bequem, aber es ist okay. Über mir an der Decke Bewegung. Das Rattern des Seilzuges. Irgendetwas bewegt sich auf den Schienen. Als Zuschauer gestern hat sich mir jeder Handgriff erschlossen. Heute versuche ich vergeblich, die Geräusche zu interpretieren. Ich komm nicht drauf, was passiert.
„Nicht hinhängen“, ist das einzige, was mir einfällt. Nicht hinhängen. Ich will nicht hängen. Warum hab ich davor eigentlich so viel Angst?
Irgendwo klirren Ketten. So rhythmisch wie ein Windspiel. Nein. Ein Windspiel klingt nicht rhythmisch. Aber es hört sich ebenso hell an. Ebenso beruhigend. Beruhigend klirrende Ketten. Ich muss verrückt sein.
Schritte gesellen sich dazu. Schwere Schritte. Diese New Rock’s sind eine Katastrophe für den tollen Dielenboden. Hinter den geschlossenen Lidern nehme ich das Blitzen der Kamera wahr. Das erste Foto also. Wie ich wohl aussehe?bondage-Shooting3-blog
Visage_deux hockt sich zu mir und verbindet mir die Augen. Ich könnte unter der Binde hervorblinzeln. Aber egal. Es macht mir überhaupt nichts aus, dass er mir einen meiner Sinne raubt. Die Musik ist leiser jetzt. Die Seile auf meinem Rücken lockern sich. Also nicht hängen. Will ich ja auch nicht.

Dann liege ich auf dem Rücken. Wieder ohne Augenbinde. Interessiert beobachte ich, wie sich die Seile um meine Hüften winden, um meine Beine, um Brustkorb und Schultern. Ich schaue hoch zum Bondagering.
„Du hängst mich nicht da hin, okay?“
Visage_deux lächelt. „Wo ist das Problem?“
„Ich glaub, ich mag das nicht.“
Ich mag das nicht? Ich hab Schiss davor. Und keine Ahnung, warum.
Er zieht die Seile durch den Ring, strafft sie. Meine Mitte wird dabei angehoben. Probehalber. Es tut weh. An den Hüften, am Brustkorb. Ich würde es gern angenehm finden, aber es tut einfach nur weh.
Er spricht mit mir, fragt, wo was drückt, lindert, indem er Seil nachlässt oder neu bindet. Aber gegen meine innere Abwehr kommt er nicht an.
„Geht nicht?“, fragt er.
Ich schüttel den Kopf. Nein, geht nicht.
„Sind die Beine unproblematischer?“
Keine Ahnung. Vielleicht.

Visage_deux löst ein paar der Seile. Meine Hände sind noch immer gefesselt und liegen hinter meinem Kopf. Ein unangenehmes Gefühl in den Schultern. Aber ich kann doch nicht schon wieder rumjammern. Ich beschließe, es auszuhalten. Ein paar Minuten später bemerke ich verwundert, dass das Ziehen aufgehört hat. Gewöhnungseffekt? Entspannt? Nicht wirklich. Entspannt bin ich schon lange nicht mehr.
Unter- und Oberschenkel meines linken Beines sind inzwischen aneinander gebunden. Visage_deux befestigt das Seil an einer Kette. Nachdem er das rechte Bein auf dieselbe Weise fixiert hat, beginnt er, mich hochzuziehen. An den Beinen. Wie gestern Jenny. Er zieht, bis ich nur noch meine Schultern den Boden berühren. Der Zug auf dem linken Bein ist heftiger als auf dem rechten. Ich hab es kaum angedeutet, da gleicht er bereits aus. Es wird leichter. Aber ich will noch immer nicht hängen. Der ungewohnte Schmerz in den Schenkeln – ich bin nicht bereit, ihn zu ertragen. Überhaupt nicht vorstellbar, was daran Lust erregen soll. Warum schläft Jenny in den Seilen? Was mag sie daran?
Ich bin erleichtert, als Visage_deux mich wieder auf den Boden hinunter lässt. Ohne Druck, ohne Zug liegen – wunderschön. Gleichzeitig spüre ich die Enttäuschung. Da hab ich mich monatelang auf dieses erste Bondage gefreut und dann das. Ich kann weder mit dem Schmerz umgehen, noch bin ich bereit, meine Grenzen auszuloten. Grenzen. Ist die Angst vor dem Schmerz eine Grenze, die ich überschreiten kann?

Wieder die schweren Stiefel, wie sie um mich herumgehen. Das Piepsen des Auslösers der Kamera. Kurze helle Blitze.
Dann hockt Visage_deux neben mir, nimmt mir die Augenbinde ab. „Du denkst zu viel.“ Während er die Seile ordentlich zusammenlegt, beobachtet er mich. „Es gibt viele Wege nach vorn“, meint er lapidar.
Ich nicke ergeben. Okay. Ich hab es versucht. Es ist nicht meins. Vielleicht brauche ich einfach einen längeren Anlauf.
„Wir versuchen es einfach nächstes Mal wieder“, sage ich und lächle unsicher. Vielleicht will ich das gar nicht mehr?

Bondage-Shooting1
Visage_deux rollt die Seile weiter auf. „Wir machen jetzt noch ein klassisches Bondage im Stehen.“
Was???? Noch eines?
Aber ich habe gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Er hilft mir auf die Beine, rettet uns beide vor dem Fall, als ich mit einem Hacken wegrutsche, und stellt mich vor sich hin. Dann legt er mir erneut die Augenbinde um, fester jetzt, und lässt mich warten. Schritte im Raum. Er verharrt vor mir. Ich höre, wie er das Seil durch seine Hände zieht.
„Das wird jetzt straffer“, sagt er …

Teil 2 des Berichts über den Bondage-Selbstversuch von Nora Amelie lest ihr hier. Und außerdem gibt’s jetzt brandneu einen Roman darüber – BONDAGESTORY. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.