Leseproben

The Secrets of Grey Days Cover
Aus THE SECRETS OF GREY DAYS – DIE AGENTUR.
als eBook und Taschenbuch auf amazon erhältlich.

… Chris ahnte, dass Judith sich liebend gern im nächsten Loch verkriechen würde. Eine normale Reaktion. Er hatte sie überrumpelt und weil sie dabei Lust empfunden hatte, fühlte sie sich natürlich ertappt. Doch sie musste lernen, zu ihren Phantasien und Gefühlen zu stehen. Lektion Nummer eins.
Vorsichtig berührte er ihre Schultern und zog sie vom Tisch hoch. Dann drehte er sie zu sich herum, schob das Tuch von ihren Augen und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
„Willkommen in unserer Suite“, sagte er. „Ich bin Chris.“
Große rehbraune Augen schauten ihn an. Unter den Lidern ein wenig verschmiert, so dass er ihren Kopf in beide Hände nahm und mit den Daumen das kleine Malheur zu beseitigen suchte.
„So, schon besser.“
Noch immer hüllte sie sich in Schweigen, den Blick jetzt seitlich zu Boden gerichtet. Sie war unfähig, einen Schritt auf ihn zuzugehen.
Kurz entschlossen hob er sie auf seine Arme. In diesem Moment erwachte sie endlich aus ihrer Lethargie.
„Hey, ich bin doch kein Baby“, rief sie ärgerlich und zappelte so sehr, dass nicht viel gefehlt hätte, und sie wären zusammen zu Boden gegangen.
Chris grinste. „Schön, dass Leben in dich kommt.“ Er ging mit ihr hinüber zu der Sitzecke vor den Fenstern und ließ sich in die Polster sinken.
Sie befreite sich aus seinen Armen, rückte in die äußerste Ecke des Sofas. Von dort schaute sie zu ihm herüber. In ihrem Blick mischten sich Unzufriedenheit, Erschöpfung, Neugier und Lust. Etwas, das ihren Augen einen wilden Glanz verlieh.
„Auf einer Skala von eins bis fünf: Wie hat dir dieser Einstieg gefallen?“, wollte er wissen. Er nahm den bereits geöffneten Champagner aus dem Kühler, schenkte zwei Gläser voll und hielt ihr eines davon unter die Nase.
Judith versteckte sich hinter ihrem Durst und stürzte die sacht perlende Flüssigkeit hinunter als sei es Wasser.
Er schenkte nach.
„Ganz ehrlich?“
„Absolut ehrlich, wenn ich bitten darf.“
Sie trank erneut, dieses Mal jedoch zögerlich. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, gab sie zu. „Ich dachte, wir würden uns erst einmal kennenlernen, bei einem Essen oder an der Hotelbar. Dass du sofort loslegen würdest, habe ich mir nicht vorgestellt.“
Er legte schmunzelnd den Kopf schief. „Keine Antwort auf meine Frage.“
Sie nickte verlegen. „Ich weiß.“
Leichte Röte kroch in ihr Gesicht. Sie hatte nichts mit der Wärme im Raum zu tun oder mit dem Champagner. Dessen war er sicher.
„Du möchtest bestimmt hören, dass es mich angemacht hat“, fuhr sie fort.
„Das wäre schön zu wissen. Aber hat es das tatsächlich?“
Sie schenkte ihm einen überaus devoten Augenaufschlag. „Es hat. Sehr sogar. Eine meiner Phantasien. Ich weiß nicht, ob ich dir von mir aus davon erzählt hätte.“

Chris schmunzelte. Marlenas Fragebogen war doch Gold wert. Zumindest wenn sie es schaffte, der Kundin Informationen zu entlocken, die sich auf die Weise wie eben geschehen ins Spiel einbauen ließen. „Ich hätte das nicht getan, wenn ich es nicht vorher gewusst hätte“, räumte er ein. „Vergewaltigungsphantasien sind nicht ganz ohne. Man muss gut überlegen, wem man davon berichtet.“ Er vergewisserte sich, dass sie ihm aufmerksam folgte, und fuhr fort: „Auch für einen Mann ist es eine Gratwanderung. Zu wissen, dass eine Frau darauf steht, und es so zu tun, dass sie es genießen kann, ist Zweierlei.“
Judiths Augen verrieten, dass es in ihrem Kopf rotierte. Sie hatte das Erlebte noch gar nicht verdaut und schon zwang er sie zu reflektieren. Das musste sie verwirren.
„Rapegames können sehr viel weiter gehen. Mit mehreren Beteiligten, deutlich intensiverem Sex. Mit Qualen, die du dir vermutlich gar nicht vorstellen kannst. Und an den düstersten Orten.“
Sie runzelte die Stirn und betrachtete ihn.
„Hat es dir Angst gemacht?“
Sie überlegte. „Es wirkte ziemlich realistisch“, meinte sie dann.
Typisch Frau, dachte er. Keine klare Antwort. „Hat es dir Angst gemacht?“, wiederholte er eine Spur nachdrücklicher.
Ihr Augenaufschlag war wirklich hinreißend.
„Ja, ein wenig. Aber weil Nick, dieser G.o.G.-Manager, so kurz vorher bei mir war, hat sich irgendetwas in mir geweigert, an einen echten Überfall zu glauben.“
„Das war der Plan.“ Chris leerte sein Champagnerglas. „Ich wollte dich auf keinen Fall in Panik versetzen. Dann hättest du es nicht genießen können.“ Er schenkte sich nach und bot ihr gleichfalls an, aber sie lehnte ab. „Vielleicht später, wenn du tatsächlich Spaß an SM empfindest und mehr willst. Dann könnte dir die Intensivierung dieses Spiels gefallen“, sagte er und stellte das Glas wieder ab. „Aber das ist ja nicht die Intention dieses Wochenendes. Wenn ich richtig verstanden habe, hast du bisher keinerlei Erfahrungen.“

Judith nickte bestätigend. Die hatte sie nicht. Bis auf zwei, drei Männer, die sich ihrer körperlichen Überlegenheit bewusst waren und im Bett gern den Ton angegeben hatten, war ihr bislang nichts derartiges widerfahren. Aber es hatte sie jedes Mal angeturnt, sich auszuliefern. Und möglicherweise war das der Kick für sie. Um das herauszufinden, war sie hier. Genau betrachtet lief es jetzt schon perfekt. Einen besseren Einstieg hätte ihr dieser Chris tatsächlich nicht bereiten können.
Obwohl er ein Fremder war, hatte sie plötzlich das Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden. Sie streckte die Füße ein wenig aus, so dass sie seine Oberschenkel berührten. Er legte eine Hand auf ihre Beine und streichelte versonnen über die seidigen Strümpfe. Seine Augen waren im Schein des Lichts, das von draußen ins Zimmer fiel, dunkler, als sie erwartet hatte. Auf dem Foto, das sie von ihm kannte, strahlten sie in einem hellen Blau. Nun waren sie fast so dunkel wie das Sofa, auf dem sie saßen. Sie rutschte mit dem Rücken etwas herum und verringerte die Distanz zu ihm.
Er beobachtete sie. Aber sie schlug die Augen nieder, um seinem Blick nicht länger begegnen zu müssen. Das Bedürfnis, von ihm gehalten zu werden, war so plötzlich entstanden, dass es ihr unangebracht erschien. Sie schämte sich ein wenig dafür. Aber was war unangebracht in Gegenwart eines Mannes, der schon in ihr gesteckt hatte, bevor sie überhaupt ein Wort miteinander gewechselt hatten?
Chris schien zu ahnen, worauf sie aus war. Ohne viele Umstände legte er den Arm auf die Lehne, berührte sie an der Schulter, und als sie an ihrem Platz verharrte, griff er einfach nach ihr und zog sie zu sich heran.
„Alles gut“, raunte er, während er ihren Kopf an seiner Schulter bettete und die Arme um sie schlang. „Du fühlst dich gerade ein bisschen überfordert. Das ist nicht schlimm. Es ist dein erstes Mal. Da geht es drunter und drüber mit den Emotionen.“ Er streichelte sie beruhigend, küsste ihr Haar. „Wollen wir etwas essen gehen?“
Sie nickte. Ja, das wollte sie gern. Ihm an einem Tisch gegenübersitzen und reden. Sie wollte wissen, wer sich hinter diesem Mann verbarg. Auch wenn sie von Marlena schon ein wenig über ihn wusste.
„Irgendwelche Vorlieben oder lässt du dich überraschen?“
„Überraschen“, murmelte sie an seiner Schulter. Er hatte es wohl verstanden, denn er brummelte ebenso leise eine Zustimmung.

* * *

Judith saß auf dem Rücksitz des SUV, mit dem sie durch das abendliche Berlin fuhren, und versuchte, sich bewusst zu machen, was für eine ungeheuerliche Idee Marlena sich da hatte einfallen lassen. Diese Grey-Days faszinierten sie immer mehr. Ein traumhaftes Hotel, ein Mann, der in seiner unaufdringlichen Zugewandtheit und gleichzeitig fordernden Dominanz sofort ihr Herz erobert hatte, und jetzt waren sie in einem teuren Wagen auf dem Weg zu einem Dinner, das sich garantiert wunderbar in das bisher Erlebte einfügen würde. Unglaublich. Das war Fifty-Shades-Feeling, wie sie es sich nie zu erhoffen gewagt hätte. Marlena hatte mit ihrer Ankündigung kein bisschen übertrieben.
Sie schaute nach vorn und begegnete im Rückspiegel Nicks Blick. Er lächelte freundlich, blieb jedoch absolut zurückhaltend. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass er den gesamten Ablauf dieses Events unter Kontrolle hatte.
Als vorhin die Entscheidung gefallen war, zum Essen aufzubrechen, hatte Chris kurz telefoniert. Eine Viertelstunde später, kaum dass sie sich im Bad ein wenig frisch gemacht und umgezogen hatte, stand Nick mit dem Wagen in der Tiefgarage bereit. Er hatte ihr die Tür geöffnet und, von Chris unbemerkt, gefragt, ob alles in Ordnung sei. Auf ihr Nicken hin hatte er sichtlich erleichtert etwas gemurmelt wie „ausgezeichnet“. Sie hatte es nicht genau verstanden, weil sie bereits damit beschäftigt war, die Innenausstattung des Wagens zu bewundern. In ihrer Aufregung hatte sie vor dem Einsteigen gar nicht auf die Marke geachtet. Aber das war auch egal. Der Geruch nach feinem Leder, Edelholzfurnier und verchromte Armaturen sprachen für sich.
Chris schob seine Hand zu ihr hinüber, legte sie auf ihren Schenkel und riss sie damit aus ihren Gedanken. Millimeter für Millimeter krochen kräftige Finger über ihre Haut, während sie seine blauen Augen eindringlich musterten.
Vorhin im Bad hatte sie überlegt, ob sie auf das Höschen verzichten sollte. Aber irgendwie war sie auch gespannt, was weiter geschehen würde, ohne dass sie irgendeine diesbezügliche Entscheidung traf. In den Erotikromanen, mit denen sie gern halbe Nächte verbrachte, schob der Held der Heldin dann Liebeskugeln oder ein Vibrationsei in die Vagina. Würde Chris nach diesem Schema F verfahren?
Er tat es natürlich nicht. Das hätte wohl auch etwas zu weit geführt. Seine forschenden Finger blieben das Einzige, was sie auf der Fahrt zum Restaurant zu spüren bekam. Fast war sie ein wenig enttäuscht. Aber als Nick den Geländewagen vor einem nobel wirkenden Restaurant in der Friedrichstraße stoppte, spürte sie wieder das Loch in ihrem Magen. Vor lauter Aufregung hatte sie den ganzen Tag über keinen Bissen herunter bekommen. Sie war mehr als hungrig. Und begierig zu erfahren, welche Richtung Marlena für den weiteren Verlauf des Abends vorgesehen hatte.

„Wie bist du eigentlich auf G.o.G. gekommen?“, wollte Chris wissen, nachdem sie die Bestellung für das Essen aufgegeben hatten.
Judith räusperte sich überrascht und nahm einen Schluck vom Wasser, das der Kellner ihnen bereits serviert hatte. „Ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht mehr so genau. Eine Freundin hat mir davon erzählt. Das muss schon ein paar Wochen her sein.“ Sie trank noch einen Schluck und stellte das Glas zurück auf den Tisch. „Und du?“ schob sie schnell eine eigene Frage hinterher, um ihre mehr als fadenscheinige Lüge nicht noch ausbauen zu müssen.
„Ich kenne Nick, den Manager. Aus einem SM-Club. Er berichtete von dieser Agentur. Die Idee gefiel mir und ich hab mich beworben.“ Chris gab sich den Anschein vollkommener Geradlinigkeit. Dabei wusste Judith es nun wirklich besser. Er war einer von den Quartiermanagern. Allerdings konnte es durchaus den Tatsachen entsprechen, dass er auf die beschriebene Weise zu G.o.G. gestoßen war. Dazu hatte sich Marlena nicht geäußert.
Der Kellner trat leise an ihren Tisch, schenkte nach einem kurzen Blickwechsel für Chris Wein ein und wartete, bis er das Okay erhielt, die Gläser zu füllen.
„Ich bin trotzdem immer noch verwundert über diese merkwürdige Idee“, fuhr Chris fort, als der Kellner sich zurückgezogen hatte. „Nicht, dass ich sie nicht gutheißen würde. Mir als dominantem Mann gibt es die Möglichkeit, eine Frau in eine für sie unbekannte Welt einzuführen. Aber was bewegt euch Frauen, zu G.o.G. zu gehen? Ist es wirklich der Hype um diesen Erotikbestseller?“
Judith blieb mit dem Blick am Weinglas hängen. Am Rand hatten sich kleine Luftbläschen gesammelt. Sie sah dabei zu, wie eines nach dem anderen zerplatzte.
„Ich glaube, es ist der Ausblick auf ein Date, wie man es im Leben eigentlich nie haben würde“, sagte sie, als sie Chris wieder anschaute. „Man äußert einfach seine Wünsche und stellt sich darauf ein, dass genau das geschieht, was der eigenen Phantasie entspricht. Mit jedem nur erdenklichen Luxus als Zugabe.“
„Ist das so?“ Sein Blick wurde skeptisch.
Judith überlegte. „Naja, der Luxus schon. Ansonsten kann man natürlich nicht wissen, was passiert. So wie ich nicht ahnen konnte, dass du gleich mit meiner Lieblingsphantasie durchstarten würdest. Ich habe ’Fifty Shades of Grey’ gelesen. Und das hier gibt mir das Gefühl, ich könne sein wie Ana Steele. Ein bisschen schwach, ein bisschen überwältigt. Gleichzeitig interessant und begehrenswert. Ich will mich einmal in meinem Leben auf das konzentrieren können, was sonst immer zu kurz kommt. Auf meine Lust. Und nur darauf. Dafür zahle ich.“
Chris lehnte sich im Stuhl zurück und sah sie aufmerksam an. „Und wenn es anders läuft?“
„Wie anders?“
„Du kannst nicht wissen, was für einem Mann du begegnest. Vielleicht ist er ein Irrer oder ein Psychopath. Ich gehe allerdings davon aus, dass G.o.G. uns Männer ausgiebig überprüft. Trotzdem. Wer sagt dir, dass der Typ nicht lieber seine eigenen Phantasien umsetzt und du mit deinen nicht zum Zuge kommst?“
„Das weiß ich nicht“, gab sie zu. „Ich kann nur hoffen, dass es eine Schnittmenge zwischen uns gibt und dass ihm die wichtig ist. Aber davon abgesehen“, Sie nahm ein Stück von dem köstlichen Brot und beträufelte es mit Olivenöl, „davon abgesehen würde ich denken, dass es für die Frau darauf ankommt, einen Zugang zu SM zu finden. Während es dem Mann darum gehen sollte, ihr diesen Zugang zu erleichtern. Was sie beide dafür tun, liegt sicher im Ermessen des jeweiligen Paares.“
Chris lächelte sie herausfordernd an. „In unserem Ermessen also. Und was erwartest du nun von mir?“
Judith spürte, dass ihr warm wurde. Lag es am Wein oder an dem Blick, der sie traf? Eine Mischung aus Arroganz, Selbstsicherheit und … ja: Raubtier, stellte sie verwundert fest. Chris war ziemlich direkt. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Merkwürdig. In ihrem Büro was sie ständig von Männern umgeben. Es dürfte ihr genaugenommen nicht schwerfallen, aus ihnen schlau zu werden. Und doch musste sie zugeben, dass sie sich bislang wohl zu wenig Gedanken um die eine oder andere männliche Verhaltensweise gemacht hatte. Wenn doch wenigstens der Kellner sich mal wieder blicken lassen und sie aus diesem Dilemma erlösen würde.
Aber nichts dergleichen geschah. Statt dessen wartete Chris geduldig darauf, dass sie ihm seine Frage beantwortete.
„Der Start war schon mal eine schöne Idee“, wich sie aus.
Sein Lächeln wurde breiter. „Und was soll folgen?“
„Ich weiß nicht.“ Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. Ach du Gott, dachte sie im nächsten Moment ärgerlich, dieselbe Macke wie Anastasia Steele. Wie klischeehaft.
„Du weißt also nicht.“ Chris sprach leise und wandte seinen Blick nicht ab. „Dann hast du jetzt eine Aufgabe. Bevor du mit dem Essen beginnen darfst, verrätst du mir drei der Dinge, die ich mit dir tun soll.“
„Nicht dein Ernst“, brachte sie empört hervor.
Er lehnte sich selbstgefällig zurück. „Aber sicher.“
Judith schluckte. Sie musste natürlich auf dieses Spiel nicht eingehen. Aber sein Gesicht war vollkommen ernst. Er meinte, was er sagte. In ihr kam der ketzerische Gedanke auf zu testen, was passieren würde, wenn sie zu essen begann, ohne ihm ihre drei Wünsche zu verraten.
„Versuch es gar nicht erst“, sagte er, als hätte sie diesen Gedanken laut ausgesprochen. „Ich nehme an, du weißt, dass das Konsequenzen hätte.“
Sie dachte daran, dass er sein Rapeplay nicht zuende gebracht hatte, obwohl sie kurz davor gewesen war. Was, wenn er sein Spiel auf diese Weise fortzusetzen gedachte? Sie immer und immer wieder an den Rand der Ekstase brachte und dann hängen ließ? Angeblich förderte das die Kraft des Orgasmus – wenn sie denn irgendwann einen haben würde.

Wie aufs Stichwort trat der Kellner zu ihnen und servierte den Gruß aus der Küche. Verschiedene, auf einer Schieferplatte angerichtete Dressings, zu denen eine Art Brotpraline gereicht wurde. Judith lief das Wasser im Mund zusammen. Ohne sich weiter Gedanken zu machen, streckte sie die Hand nach dem Brot aus und fuhr im selben Moment erschrocken zurück. Chris hatte ihr auf die Fingerspitzen geschlagen. Nicht sehr heftig, aber so, dass man es an den Nachbartischen bemerkt haben musste. Sie wagte nicht, sich umzuschauen. Am liebsten wäre sie vor Scham vergangen. Was bildete der sich ein?
Zornig funkelte sie ihn an. Doch er ließ sich nicht beirren, tunkte eine der Brotpralinen in ein grünliches Dressing und schob es sich genüsslich in den Mund.
„Was soll das?“, fauchte sie.
Während er kaute, beobachtete er sie schweigend. „Deine Aufgabe“, sagte er dann und griff nach dem zweiten Bissen.
Sprachlos sah sie ihm dabei zu, wie er dieses Mal ein anderes Dressing auswählte, und starrte auf seinen Mund, der sich wie auf Kommando öffnete. Er konnte doch nicht allen Ernstes hier so eine Show abziehen. Dennoch wagte sie keinen zweiten Versuch, sich zu bedienen.
Chris betrachtete sie. Um seine Mundwinkel zuckte es. „Was erwartest du?“, erinnerte er sie an ihre Aufgabe.
„Vergiss es!“ Judith verschränkte die Arme vor der Brust und schielte unter den gesenkten Lidern hervor zu den Nachbartischen. In der Mehrheit waren alle anderen Gäste in Gespräche oder ihr Essen vertieft. Nur aus einem entfernten Winkel des Raumes bildete sie sich ein, aufmerksame Blicke wahrzunehmen.
„Dann wirst du hungrig bleiben“, entgegnete Chris. Die Schieferplatte hatte er bereits weitgehend geleert.
Als der Kellner kam, um sie gegen das Hors d’œuvre auszuwechseln, lief ihr das Wasser im Munde zusammen. Gratinierte Jacobsmuscheln mit einer Balsamicovinaigrette.
Chris, der das Verlangen in ihren Augen offensichtlich erkannt hatte, lächelte. „Sieht gut aus, ja. Ich liebe Jacobsmuscheln.“ Er hantierte mit dem Gäbelchen und legte sich eine der Muscheln auf die Zunge. Kaum hatte er den Mund geschlossen, hob er anerkennend die Augenbrauen. „Solltest du unbedingt kosten.“
Hätte sie gern. Aber sie fürchtete, er würde erneut zuschlagen. Unsicher starrte sie seine Hände an.
„Deine Aufgabe“, murmelte Chris, inzwischen beinahe verschwörerisch. Und da sie noch immer keine Anstalten machte, etwas zu entgegnen, streckte er die Hand nach ihrer Vorspeise aus.
Entgeistert schaute sie dabei zu, wie ihre Portion Jacobsmuscheln auf seine Seite wechselte. Sie fixierte seinen Mund, als die Köstlichkeit darin verschwand, und beobachtete die Bewegungen seines Kiefers.
„Das ist wirklich unglaublich“, sagte sie dann, sprang empört auf und eilte in die Richtung, in der sie die Toiletten vermutete.

Judith musterte sich in den zahllosen Spiegeln, als sie den Erfrischungsbereich betrat. Leise Musik tröpfelte von irgendwoher in den Raum. Das Licht war gedimmt und kam aus kugelförmigen Leuchten, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Wandspiegeln platziert waren. Wie ein kleiner Wasserfall lief Wasser aus einer Edelstahlrinne in edle weiße Halbschalen, wenn man eine unsichtbare Lichtschranke aktiviert hatte. Aber technische Spielereien interessierten sie gerade herzlich wenig. Sie fühlte sich wie …
Ja, eigentlich wusste sie gar nicht, wie sie sich fühlen sollte. Dieser Chris war ein verdammt arrogantes Arschloch. Selbstgefällig und so was von der Richtigkeit seiner Handlungsweise überzeugt, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte, nur daran zu denken. Trotzdem – war das nicht bereits das Spiel? Bei aller Scham, die sie in Gegenwart der anderen Gäste und selbst ihm gegenüber empfand, besaß es einen untrüglichen Reiz für sie. Ob er sie bestrafen würde, wenn sie bei ihrer Verweigerungshaltung blieb? Und was, wenn sie sich doch entschied, ihm ihre Phantasien zu schildern? War es nicht sogar sinnvoll, sich darüber zu unterhalten, was jeder vom anderen erwartete?
Klar war es das. Aber doch nicht unter Druck. Oder als lächerliche Aufgabe, bei deren Nichterfüllung Sanktionen drohten. Außerdem – es machte für sie einen großen Unterschied, es zu denken oder auszusprechen, was sie sich von diesem Wochenende erhoffte. Judith war hin- und hergerissen.

Sie waren also immer noch nicht über Lektion eins hinausgekommen. Chris blickte Judith nach und starrte auf ihren Hintern, der sich unter dem eng sitzenden Rock deutlich abzeichnete. Schön rund und schön knackig. Vielleicht hätte er ihn sich etwas üppiger gewünscht. Aber er wollte nicht wählerisch sein. Mit diesem Hintern konnte man eine Menge anfangen.
Bei dem Gedanken daran spannte seine Hose im Schritt. Es war nicht nur ihre Figur, die ihn anmachte. Die ganze Frau war so richtig nach seinem Geschmack. Ein bisschen unschuldig, dann wieder aufmüpfig. Lasziv und im nächsten Moment naiv. Sie hatte wirklich keine Ahnung, worauf sie sich hier eingelassen hatte. Und dachte noch sehr in romantischen Gleichungen. Was hatte dieser verrückte Roman nur bei den Frauen angerichtet?
Man spürte förmlich, wie sehr sie aus dem Gleichgewicht geraten waren. Nicht mehr sagen konnten, worin für sie sexuelle Erfüllung bestand. Der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren, war offensichtlich groß. Das aber konkret zu bezeichnen, schien außerhalb ihrer Möglichkeiten zu stehen. Wie sollten sich Mann und Frau unter diesen Umständen annähern? Das war doch vorher schon ein schwieriges Unterfangen gewesen.
„Fifty Shades of Grey“ hatte es nicht gerade leichter gemacht. Im Gegenteil. Wenn er so Revue passieren ließ, wie das Thema Dominanz und Unterwerfung diskutiert wurde, standen ihm die Haare zu Berge. So viele Missverständnisse, so viele Unwahrheiten und so dermaßen viel Verärgerung über Vanillas, die plötzlich ihren Hang zu SM entdeckt zu haben glaubten, hatte er noch nicht erlebt.

Aus den Augenwinkeln nahm Chris wahr, dass sich Judith dem gemeinsamen Tisch näherte. In ihrer Haltung hatte sich etwas verändert. Eine provozierende Entschlossenheit lag darin. Irgendetwas musste sie ausgeheckt haben. Aber gut, sollte sie. Er würde es ihr gebührend heimzahlen. Vielleicht fand sie ihren Kick gar in der Hoffnung auf Strafe. Das musste er fast annehmen. Würde sie sich sonst so vehement verweigern?
Mit einem triumphierenden Lächeln nahm sie Platz, streckte die Hand aus und ließ ein gefaltetes Stück Papier direkt neben seinem Weinglas fallen.
„Was ist das?“
„Schau selbst nach!“ Ihre Augen glänzten.
Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und legte den Zeigefinger an die Lippen. „Warum wohl beantwortest du niemals meine Fragen?“
Ihr Blick wurde verlegen. „Ich habe dir meine Erwartungen notiert“, sagte sie und klang dabei ein wenig schuldbewusst.
Chris grinste. „Notiert? Weil du nicht darüber sprechen möchtest?“
Sie nickte schuldbewusst.
„Lies sie vor“, sagte er.
Judith riss die Augen auf. „Was?“
„Lies sie vor.“
„Aber, ich hab doch extra …“
Mit dem gefährlichen Ausdruck eines Raubtieres, das zum Sprung ansetzt, beugte er sich langsam über den Tisch zu ihr hinüber und fixierte sie. „Lies. Sie. Vor.“
Sie griff nach dem Papier, faltete es auseinander und starrte ihre Notizen an. Dann musterte sie unauffällig die anderen Gäste, um sich zu vergewissern, dass niemand ihr zuhörte, und bewegte die Lippen. Tonlos.
„Ich höre nichts“, sagte er. Das schamhafte Gefühl, mit dem sie sich wand, amüsierte ihn.
Sie starrte ihn peinlich berührt an und begann zu flüstern.
„Ah, Dirty Talk“, wiederholte er ihre Worte in normaler Lautstärke. Das Pärchen vom Nachbartisch schaute neugierig zu ihnen herüber, der Mann feixte.
Judith errötete.
„Weiter“, forderte Chris.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, als suche sie eine bequemere Sitzhaltung. Ihm kam es so vor, als wolle sie vor Scham im Erdboden versinken. „Bondage“, sagte sie leise.
Er nickte. Aber ehe sie weitersprechen konnte, wurden sie vom Kellner unterbrochen, der den Hauptgang servierte. Geschmorte Kalbsbäckchen. Das Essen war wirklich hervorragend, fand er und nahm sich vor, Nick für die perfekte Restaurantwahl zu loben.
Judith starrte ihren Teller an wie die Schlange das Kaninchen. Er ahnte, dass sie um nichts in der Welt auf diese Köstlichkeit verzichten wollen würde. Fragend hob er die Brauen, während er die Serviette vom Tisch nahm und sie über seine Schenkel drapierte. Seine Tischdame ließ er nicht aus den Augen. Er sah, wie ihre Nasenflügel bebten. Sie schien sich bereits an den Speisedüften zu laben.
Ohne ihn anzuschauen, offerierte sie mit einem ungehaltenen Zischen ihre dritte Phantasie: „Lustschmerz.“ Dann schluckte sie, nahm das Wasserglas und trank, als wäre sie am Verdursten.
Chris griff nach ihrer anderen Hand, die sie zur Faust geballt hatte, und hielt sie einen Moment. „Gut gemacht, Judith.“
Über den Rand des Glases hinweg schaute sie überrascht auf. Aber er lächelte nur und hoffte, sie würde seinen Blick, in den er Zuneigung und Wärme hineinzulegen versuchte, richtig deuten. Dann begannen sie schweigend zu essen. Lustschmerz – er musste innerlich grinsen. Wie würde sie das wohl definieren? …

aus THE SECRETS OF GREY DAYS – DIE AGENTUR, erscheint am 28.02.2015 auf amazon

… Alex stand an eine Säule gelehnt und beobachtete sie vom Rande des Geschehens aus. Sein Gesicht ließ unschwer erkennen, dass auch er angetan war von der Shibari-Performance. Er zwinkerte ihr zu. Und sofort lief ein Schauer über ihre Haut und versetzte sie in Erregung. Alex‘ Blick war vielversprechend. Seine Fesselungskünste waren es auch. Er zählte sich zwar nicht zu den Bondage-Profis, aber er fand durchaus Gefallen am Umgang mit Seilen und daran, sie in Bewegungslosigkeit zu versetzen. Wenn sie nur allein daran dachte, zog sich alles in ihrem Unterleib zu diesem einen Punkt zusammen …
„Was für eine obszöne Vorstellung“, zischte plötzlich jemand an ihrem Ohr.
Im nächsten Moment sah Marlena sich der besten Freundin ihrer Mutter gegenüber. Deren großflächiges, feistes Gesicht war hochrot angelaufen. Zwischen den aufgemalten dünnen Brauen zogen sich zwei Zornesfalten bis hinunter zur Nase. Und ihr ohnehin großer Mund erschien heute um ein Vielfaches gewachsen, so dass Marlena fürchtete, gleich verschlungen zu werden.
Sie zwang sich zur Ruhe und schaute der alten Dame betont freundlich ins Gesicht. „Was findest du daran obszön? Auf mich wirkte es ausgesprochen ästhetisch und in keiner Weise anstößig.“
„Kein Wunder“, gab die andere verärgert zurück. „Wer mit so dummen Ideen Geld verdienen will, redet sich alles schön, was damit zusammenhängt.“
Marlena tat überrascht. „Ich verstehe nicht – dumme Ideen?“
„Na, dieser … SM-Mist.“ Angelas Stimme wurde immer lauter. „Nur weil ein paar Leute meinen, das gehöre jetzt dazu, springst du auf den Zug auf und guckst, was dabei rumkommt.“
Marlena holte tief Luft. …

aus dem erotischen Liebesroman INSEL DER NACHTIGALLEN 2

In Teil 2 des erotischen Liebesromans kämpft Theresa mit der Zerrissenheit, die die Gefühle für zwei Männer – für Tom, ihren Ehemann, und für Jon, ihren Liebhaber – hervorrufen. Gleichzeitig geht sie in ihrer sexuellen Experimentierfreudigkeit aufs Ganze.

… Stephan blieb ihr Zustand nicht verborgen. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du dich heute nicht entspannen kannst? Immer noch der Ischiasnerv? War es so schlimm?“
Sie saßen in der obligatorischen Abschlussrunde und tranken Tee. Theresa fühlte, dass sie unter seinem prüfenden Blick rot wurde. Die Worte, die sie sich mühsam zurecht gelegt hatte, sie waren verschwunden. Deine Chance, sagte eine innere Stimme. Wer weiß, wann du eine neue bekommst.
„Ich habe über Schmerzen nachgedacht“, hörte sie sich sagen. Oh Gott, ihre geheimsten Gedanken. Gleich würde er über sie lachen. Ihr Puls beschleunigte sich.
Stephan saß da, als wüsste er nicht, was sie meinte. „Weil dich der Ischiasnerv so gequält hat?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Weil du mich so gequält hast.“ Ihre Stimme war sehr leise. Aber immerhin schaffte sie es, seinem Blick einigermaßen standzuhalten.
Er beugte sich nach vorn und stützte die Unterarme auf den Schenkeln ab. „Was willst du mir damit sagen, Theresa?“
„Es gibt Frauen, die sind gegen fremde Männer gefeit. Und andere können ihnen nicht widerstehen“, wiederholte sie die Worte, die er ihr vor einiger Zeit mit auf den Weg gegeben hatte.
       Sie sah ihm an, dass er sich sehr wohl daran erinnerte. Er betrachtete sie lange und eindringlich. Für einen Moment glaubte sie, ein Aufleuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Aber dieser Gedanke schwand so schnell, wie er gekommen war.
„Verstehe ich das richtig, Theresa? Bittest du mich gerade um eine Session?“
       Seine volle Stimme klang eine Spur tiefer als sonst. Doch seine Miene blieb undurchschaubar.
Sie nickte beklommen und senkte den Blick. Finger legten sich unter ihr Kinn und hoben es an.
„Warum?“
Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht sagen.“
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „So wird das nichts. Sprich mit mir oder wir lassen es bleiben.“
Sie fühlte ihr Herz rasen. Sie hatte es bis hierher geschafft. Jetzt durfte sie es sich nicht so kurz vor dem Ziel verderben. „Ich möchte … Ich möchte wissen …,“ Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach: „… ob ich dabei Lust empfinde.“ Mit hörbarem Zischen entwich die Luft aus ihren Lungen. Sie hob die Lider und kaute auf ihrer Unterlippe.
Er musterte sie prüfend …

Den erotischen Liebesroman INSEL DER NACHTIGALLEN 2 gibt es als eBook und als Taschenbuch auf amazon.

aus dem erotischen Liebesroman INSEL DER NACHTIGALLEN 1

Theresa hat „Fifty Shades of Grey“ gelesen und ihre eigenen dunklen Sehnsüchte entdeckt. Die Ehe mit Tom und der tägliche Kampf um Erfolg im Job frustrieren sie. Um Klarheit darüber zu gewinnen, wie sich ihr Leben künftig gestalten soll, fährt sie allein in die Ferien. In der Einsamkeit einer Insel trifft sie auf Jon. Als sie sich in den dominanten Typen verliebt, ahnt sie noch nicht, dass ein Deal dahinter steckt.

… Sie waren weit ins Inselinnere vorgedrungen. Aber immer wieder fanden sich Lichtungen im dichten Grün, von denen aus sie übers Meer schauen konnten. Jeder Aussichtspunkt, jede Biegung war geeignet, den zauberhaften Eindruck, den die Gegend ohnehin schon bot, noch um ein Weiteres zu steigern.
„Man ist hier wirklich weit ab von jeglicher Zivilisation“, meinte Theresa leise. Sie hatte eine Hand über die Augen gelegt, um ihr Gesicht gegen die Sonne abzuschirmen. Ein Ausläufer der kleinen Inselgruppe badete förmlich im gleißenden Mittagslicht.
Jon schmunzelte. „Das liebst du, oder?“, sagte er und griff erneut nach ihr. Überrascht versuchte sie, ihm zu entkommen. Doch er war schneller und zog sie eng in seine Arme. „Du bist zu langsam.“ Seine Augen funkelten belustigt. Er drängte sie ein paar Schritte auf die Seite gegen einen Baum. Mit Kraft presste sich sein Körper an den ihren und ließ sofort ganze Schwärme von Schmetterlingen in ihren Eingeweiden tanzen.
„Wenn uns jemand sieht …“, flüsterte sie atemlos. Verunsichert ging ihr Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
          Sein Gesicht näherte sich. Sie glaubte, darin Verlangen zu entdecken und eine Wildheit, die sie so bisher an ihm nicht wahrgenommen hatte. Um seinen rechten Nasenflügel zuckte es. Ihr Herzschlag setzte für eine Sekunde aus, um sich gleich darauf ohne Vorwarnung zu überschlagen. Er öffnete den Mund, ließ die Zähne sehen, senkte seinen Kopf zu ihrem Hals hinunter und biss leicht, aber doch ein wenig schmerzhaft hinein.
„Aua!“, rief sie entrüstet. Ohne ein Wort biss er noch einmal zu, diesmal heftiger. „Du tust mir weh!“, beschwerte sie sich.
„Ach ja?“ In seiner Stimme klang Spott. Wieder legte er seinen Mund an ihren Hals. Seine Hand fixierte sie im Nacken. Doch dieses Mal biss er nicht zu. Er küsste sie. Ganz leicht, so dass es beinahe kitzelte. Als sie den Kopf hin und her drehen wollte, um ihn abzuschütteln, verstärkte er seinen Griff, während der Kuss so hart wurde, dass sie lustvoll aufstöhnte. Er hielt einen Moment inne, so dass sie zu Atem kommen konnte, und betrachtete sie amüsiert. „Ich tu dir also weh. Wo genau?“, wollte er wissen. Sein Blick glitt in Zeitlupe über ihren Körper und zurück zu ihren Augen. „Na sag, wo?“ …

Den erotischen Liebesroman INSEL DER NACHTIGALLEN 1 gibt es als eBook und als Taschenbuch auf amazon.

aus THERESAS GESCHICHTEN 2

Theresa, Hauptfigur im zweiteiligen Roman INSEL DER NACHTIGALLEN und von Beruf eigentlich Zahnärztin, verbringt ihre spärliche Freizeit mit dem Schreiben erotischer Geschichten. Weil die nicht in den Roman passten, gibt’s es diese Kurzgeschichten extra ;-)

Auszug DARKSIDE
… „Nicht so hastig!“ Mit diesen Worten nahm Bernhard ihr das Glas weg. Er legte seine Hand weit oben auf ihren Schenkel, beugte sich ein wenig vor und schob ihr seine Zunge in den Mund. Er schmeckte nach Bier. Sein Kuss elektrisierte Hannah ganz gegen ihren Willen. Sie fühlte ein Ziehen in den Brustwarzen und ein zunehmendes Kribbeln im Unterleib. Das Summen in ihren Ohren vereinigte sich mit dem lauter werdenden Stöhnen der Frau, die wenige Meter neben ihr zu ungeahnten Höhenflügen ansetzte.
„Macht dich das an?“, fragte Bernhard mit seiner tiefen Stimme, in der deutlich Verlangen mitschwang. Seine Hand glitt zwischen Hannahs Beine und presste sich auffordernd gegen ihre Scham. „Zieh die Hose aus!“, flüsterte er.
„Was?“ Hannah hielt den Atem an und drückte ihn mit beiden Händen von sich weg. „Spinnst du?“
„Hab dich nicht so!“ Er lachte leise. „Das Teil ist völlig fehl am Platze!“
In der Tat machte Hannah die Hitze des Raumes zu schaffen. Unter den Hosen trug sie halterlose Strümpfe, die sie draußen ein wenig vor der Kälte hatten schützen sollen. Aber um nichts in der Welt würde sie hier vor allen Leuten nur in Slip und Strümpfen rumlaufen! Sie war doch keine Nutte!
       Mit Schwung rutschte sie vom Barhocker. „Ich muss zum Klo!“ …

Auszug DINNER FOR THREE
… Ich beschleunige meine Schritte und merke im zweiten OG, dass mein Puls kaum mehr zu bremsen ist. Weniger wegen des Tempos, als vor lauter Aufregung. Vorsichtig spähe ich in die Tiefe, als ich oben angekommen bin. Fehler Nummer drei.
„Wir waren noch nicht fertig, Louisa“, sagt der Bad Boy leise hinter mir. Wo kommt der so plötzlich her? Im selben Moment legt sich ein Arm fest um meine Taille und eine Hand auf meinen Mund. Ich hänge immer noch halb über dem Treppengeländer. Und sehe, wer von unten kommt. Paul. Mit der angebrochenen Flasche Wein. Er schwenkt sie amüsiert und blickt zu mir herauf.
„Du bist nicht nur beim Kraulen ein elender Anfänger, sondern auch auf der Flucht.“
       Zappelnd versuche ich, Chris loszuwerden. Aber sein Griff sitzt wie eine Stahlfessel.
Paul ist inzwischen bei uns angekommen und gibt mir einen Nasenstüber, als wäre ich ein freches Gör. „Plan B also“, sagt er und grinst herausfordernd. „Eine Zahl zwischen null und zehn. Na los!“ Auffordernd sieht er mich an.
Ich kapiere nicht, was er will. Wütend trete ich nach hinten. Doch Chris scheint das geahnt zu haben. Mein Hacken verfehlt ihn. Dafür bückt sich Paul, greift nach meinen Füßen und streift mir die Heels ab. Er steckt sie in seine Jackentasche. Na toll. Jetzt bin ich barfuß. Und die Steintreppe ist arschkalt.
„Also?“, sagt Paul.
Ja, wie soll ich denn was sagen, wenn mir dieser Bad Boy den Mund zuhält? Ich versuche, mich zu artikulieren. Es hört sich völlig bescheuert an, nach hmpf oder so.
„Fünf. Okay.“ Paul ist offenbar zufrieden. Wieder greift er nach meinen Füßen, klemmt sie sich unter den Arm.
       Und dann schleppen mich die beiden hinunter …

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