THE SECRETS OF GREY DAYS 2 – entfallene Szenen, die zweite

Rotstift-Opfer, die gerettet wurden und – statt im Roman – nun hier auf meinem Blog einen würdigen Platz finden :-) Es geht noch immer um dieselbe Szene in Teil 2 von THE SECRETS OF GREY DAYS – diesmal aus der Perspektive von Jon

… Nachdenklich betrachtete er Theresa. Er hatte gefordert, dass sie auf die übliche Unterwäsche verzichtete, wenn sie in diesen Club gingen. Allerdings hatte er das hier niemals ernsthaft in Erwägung gezogen. Er war keineswegs sadistisch veranlagt. Mit Theresa hierher zu kommen, war zum einen seiner Neugier auf Alex geschuldet, zum anderen erhoffte er sich ein paar nette Impulse, die dazu angetan waren, Theresas und seinen Alltag für ein paar Stunden zu durchbrechen. So schnell also hatte sich das Blatt nun gewendet. Aber gut. Wer nicht hören wollte, musste fühlen. Sie hatte die Diskussion über das Für und Wider einer Schlagsession ausgelöst. Dass es ihr heute besser gefallen würde, als damals bei Stephan, hielt er für fraglich.
Jon starrte Theresa auf die Scham, auf das zarte rotblonde Fließ ihres Schamhaares. Er war beeindruckt davon, mit welcher Selbstverständlichkeit Alex sich an der ihm im Grunde genommen fremden Frau zu schaffen gemacht hatte. Aber vielleicht war das auf seinen Job zurückzuführen, auf den täglichen Umgang mit weiblicher Nacktheit. Er selbst hatte einige Gynäkologen unter seinen Kunden. Mit einem von ihnen verband ihn inzwischen eine lange, intensive Zusammenarbeit. Er hatte ihn einmal gefragt, wie das sei, Tag für Tag den Frauen zwischen die Beine zu greifen. Der Arzt hatte gemeint, man gewöhne sich daran. Es wäre für ihn dieselbe Routine, wie für jeden normalen Hausarzt, der seine Patienten ja auch im unbekleideten Zustand zu Gesicht bekäme. Ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn die Patientin sehr attraktiv sei, hatte Jon daraufhin gefragt. Der andere hatte nicht sofort verneint und dann zumindest eingeräumt, dass er eine schöne Frau durchaus gern betrachten würde.

Jon verstand das. Er hatte zwei vor sich, wenn er von Marlena momentan auch nur den Hintern sehen konnte. Ihr Körper war wohl proportioniert. Sie hatte eine tolle Rückenlinie und lange schlanke Beine, die in den Heels besonders gut zur Geltung kamen.
Er musste zugeben, es machte ihn an, wie die Frauen dort in den Fesseln hingen. Nicht bewegungsunfähig. Doch die Ketten hinderten sie daran, irgendetwas Grundsätzliches an ihrer Haltung zu verändern. Sobald sie auch nur den kleinen Finger rührten, war ein leises Klirren zu hören. Der Ring, an dem ihre Arme fixiert waren, blieb dadurch in Balance, dass jede von ihnen mit ihrem Gewicht dagegen hielt. Aber er würde heftig ins Schaukeln geraten, wenn eine der Frauen das Gleichgewicht verlor.

Er beobachtete, wie Alex die Frauen umkreiste. In den komplett schwarzen Klamotten und mit dem hochgebundenen dunklen Haar wirkte er durchaus gefährlich. Wie ein Raubtier, das nach seiner Beute gierte. Marlena folgte Alex mit ihrem Blick. Außerhalb ihres Sichtfeldes blieb er stehen, griff in die Hosentasche und zog eine Haarspange hervor. Mit wenigen Griffen sorgte er dafür, dass ihr keine einzige Strähne mehr über Schultern und Rücken fiel. Er griff erneut in die Tasche und ließ gleich darauf ein Gummi vor Theresas Nase baumeln. Dann trat er hinter sie und band auch ihr das Haar hoch. Ein Schritt zurück, ein zufriedenes Nicken. Der Tanz konnte beginnen.
Alex kam grinsend auf ihn zu und richtete seine Augen auf die Wand hinter ihm, an der Jon die Peitschen wusste. Wenn er selbst sich entscheiden müsste, fiele seine Wahl auf einen Flogger. Er hatte gesehen, dass es davon einige in dieser Sammlung gab. Einer hatte es ihm besonders angetan. Der Griff war aus poliertem rötlichem Holz. Die Wildlederbänder in einer ähnlichen, hervorragend dazu passenden Farbe hatten sich weich angefühlt. Flogger fand er ungefährlich. Obwohl man deren Wirkung durch die Schlagtechnik natürlich variieren konnte. Aber er glaubte nicht, dass man mit einem Flogger echte Schäden anrichtete.
Auch Alex schien mehr den Spaß als alles andere im Kopf zu haben. Denn er griff selbst nach einem Flogger, einem großen schweren mit breiten glatten Lederriemen, der Griff gleichfalls aus Leder. Alex warf ihm einen Blick zu und Jon verstand. Er sollte sich etwas aussuchen. Ohne zu zögern langte er nach dem Teil, das seine Aufmerksamkeit bereits gefesselt hatte …

Die Originalszene zum Vergleich findet ihr in THE SECRETS OF GREY DAYS – Drahtseilakt. Auf amazon.

The Secrets of Grey Days 2 – entfallene Szenen

Bei der Überarbeitung eines Romans kommt es immer wieder vor, dass Szenen gestrichen oder neu geschrieben werden müssen. Mir ging es in THE SECRETS OF GREY DAYS 2 so. In der Szene, die sich im Club von Alex zwischen ihm, Marlena, Jon und Theresa abspielt, hatte ich jedem der Beteiligten eine Stimme gegeben. Bis sich herausstellte, dass die verschiedenen Perspektiven der Story zu viel Dynamik nehmen.

Ich möchte sie euch dennoch nicht vorenthalten, weil sie einen interessanten neuen Blickwinkel auf diese eine Situation eröffnen. Hier also die Perspektive von Theresa dazu, die im Roman dem Rotstift zum Opfer fiel ;-)

… So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Theresa schloss für einen Moment die Augen und stieß die Luft wieder aus, die sie gefühlte Minuten lang angehalten hatte. Sie hatte ihn doch nur darum gebeten, ein bisschen was auszuprobieren. Das Paddle vielleicht oder die Gerte. Oder eine von diesen anderen Peitschen, die mit den vielen weichen Schnüren. Flogger hatte Stephan das damals genannt. Sie hatte an die Session mit ihm gedacht. Ihre allererste und bislang einzige. Denn was sich zwischen ihr und Jon entwickelte hatte, war anders, aber deshalb nicht weniger intensiv.
Sie sprachen niemals von Session. Es ergab sich aus der Situation, ungeplant. Hin und wieder kassierte sie inzwischen auch Schläge. Mit der blanken Hand. Und interessanterweise sehr zu ihrem Vergnügen. Es kam sogar vor, dass sie Jon absichtlich den Po darbot, wenn sie spürte, dass sie ihn verärgert hatte. Ganz so, als wolle sie bereitwillig dafür büßen und eine Strafe kassieren. Manchmal setzte es dann einen Hieb. Oder zwei, oder drei. Je nachdem.

Er platzierte sie gut. Die Schockwelle, die so ein Hieb auslöste, kam immer direkt in ihrer Mitte an. Löste Lust aus. So viel Lust, dass sie manchmal gar nicht genug davon bekam. Anfangs hatten sie beide darüber gelacht. Mittlerweile ging das Lachen oft ganz schnell in ein ernsthaftes Gekabbel über. Bei dem sich die Emotionen hochschaukelten und sie sich letztlich in purer Ekstase wiederfanden. Auch deshalb hatte Theresa die heimliche Vermutung, ihr einstiger Schwur, sich nie wieder schlagen zu lassen, müsse einer gewissen Einsicht weichen, dass die Sache vielleicht doch ihren Reiz hatte. Und hier im Club ergab sich unerwartet die Gelegenheit, das zu testen.
Aber sie wollte es mit ihm, mit Jon. Obwohl sie zugeben musste, dass Alex … Hmm, er hatte was. Es war ihr zumindest nicht unangenehm, sich von ihm berühren zu lassen …

Wer nachlesen möchte, wie sich diese Szene nun im Roman darstellt, schaut einfach in die aktuelle Version auf amazon :-)

Bondage, die 2. – Seile jedenfalls sind schön

bondage-Shooting2aVisage_deux steht hinter mir und legt ein Seil um mich, noch einmal und noch einmal. Immer wieder prüft er mit den Fingern den Verlauf, zieht das Seil straff. Meine Hände hat er zuvor erneut auf dem Rücken gefesselt. Die Augen sind verbunden. Ich stehe da und spüre. Wie das Seil meine Haut berührt. Wie es sich anfühlt, wenn er es verknüpft und durch eine Schlaufe zieht. Langsam und bedächtig. Fast wie ein Streicheln. Ich stehe da und lehne mich in dieses Gefühl.
Dann ist es plötzlich ruhig und mir wird bewusst, dass ich gegen die Seile atme. Interessant. Ich überlege, ob ich es gut finde oder nicht. Ich tendiere zu: gut. Konzentriere mich auf Details. Einatmen – das Seil spannt sich. Ausatmen, es wird lockrer. Einatmen … hey, das ist richtig gut! Mehr. Kann ich bitte mehr haben?

Ich höre Visage_deux laufen. Er steht hinter mir, lacht leise darüber, dass ich meine Finger knete, und löst die Fesseln um meine Handgelenke. Dann spüre ich ihn wieder vor mir. Er zieht ein zweites Seil durch die Hände.
„Das machst du absichtlich“, sage ich und lächle unter meiner Augenbinde.
„Ich mache nichts ohne Absicht“, gibt er amüsiert zurück.
Er bindet weiter, zieht ruckartig straff. Ich zucke zusammen. Nicht vor Schmerz. Nein. Ich habe nur nicht damit gerechnet.
„Ja, das tut weh“, sagt er. Klar, ich hab schon so viel rumgejammert. Er muss einfach glauben, dass ich es unangenehm finde.
„Nö, eigentlich nicht“, entgegne ich statt dessen. Im selben Moment könnte ich mir auf die Zunge beißen. Was für eine Steilvorlage! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn grinsen.

Während ich weiter gegen die Seile atme und in mich hineinfühle, macht sich Visage_deux an meinem Bein zu schaffen. Aber erst, als ich den Seilzug höre, realisiere ich, was das zu bedeuten hat.
„Du ziehst mich jetzt nicht hoch“, sage ich. Im nächsten Moment stehe ich nur noch auf einem Bein. Mist. Eine wacklige Angelegenheit. Ich schwanke. Greife mit den Händen, die ich zumindest noch eingeschränkt bewegen kann, in das Seil, das im Bondagering hängt.
„Ich nehme jetzt noch eines“, sagt er.
„Nee. Nicht zum Hochziehen!“ Er macht doch nicht ernst, oder?
Er macht auf jeden Fall weiter. Bindet auch mein rechtes Bein und steht plötzlich hinter mir. Hält mich, spricht mit mir.
„Du entscheidest, wann ich das Seil anziehe“, sagt er leise. „Lass dich fallen. Einfach loslassen.“
Die Verlockung ist groß – sich fallenlassen. Wie gern ich das täte. Die Oberkörper-Fesselung gefällt mir. Aber ich hänge ziemlich unbequem in den Seilen. Der Druck auf meinen rechten Arm wächst. Die Hand beginnt zu kribbeln, als der Zug stärker wird. Ich balanciere auf einem Bein. Ich kann das Signal nicht geben, obwohl ich es wahnsinnig gern möchte. Ich möchte wissen, wie man schwebt.
Visage_deux entscheidet für mich. Ich hänge. Das Kribbeln in den Armen nimmt zu. Ich denke an Schneekugeln. An diese kleinen weißen Flöckchen, die darin wirbeln, wenn man sie schüttelt. Das Gefühl greift auf den linken Arm über. Nicht gut, denke ich. Ich hab so viel darüber gelesen, dass ich es mit der Angst zu tun bekomme. Ich will runter. Kaum habe ich das ausgesprochen, rattert die Kette.

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Nach dem Shooting mit Jenny

Ich sitze am Boden, spüre, wie das Kribbeln in meinen Händen nachlässt und wie sich die Seile lösen. Ich bewege die Finger. Alles gut. Aber ich bin enttäuscht. Ich hatte mich so auf das Bondage gefreut. Gleichzeitig bin ich nicht in der Lage, mich darauf einzulassen. Visage_deux legt mir einen kuschligen Bademantel um die Schultern, beruhigt mich. Bringt mir zu trinken. Er führt mich hinüber zu dem großen Bondagebett, legt Holz im Ofen nach und setzt sich vor mich auf den Boden. Es ist immer noch schön dämmrig im Raum. Irgendwo ganz leise die Klänge von Schiller. Wir reden. Über meine Angst, über das, was ich gefühlt habe. Über seine Beobachtungen. Er versucht, mich aufzumuntern. Schließlich sei es mein erstes Mal. Ich bin erleichtert, dass ich es hinter mir habe – das kann ich nicht verhehlen. Beeindruckt – ach herje, was für eine Formulierung in diesem Kontext – beeindruckt streiche ich über die Spuren, die die Seile auf meiner Haut hinterlassen haben. Ich weiß, dass echte Bunnys das lieben. Echte eben. Ich bin nicht echt. Aber ehrlich? Sie sind schön, diese Linien. Diese gleichmäßigen, verräterischen Muster, die sich entlang meiner Beine, an den Armen und am Oberkörper präsentieren.
„Hoffentlich sieht man heute Abend noch was davon“, platzt es aus mir heraus.
Visage_deux grinst. In ein paar Stunden sind wir verabredet. Zu einer BDSM-Party. Noch eine Premiere. Aber jetzt freu ich mich nur noch drauf :-)

Übrigens: Mein Bondage-Shooting war die Basis für einen neuen Roman – gerade erschienen unter dem Titel BONDAGESTORY. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.

Bondage-Roman? Da muss ich wohl selbst in die Seile …

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Visage_deux beim Bondage mit Jenny

Ich bin aufgekratzt. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Viel Action, wenig Schlaf. Schon deshalb nicht, weil ich die ganze Zeit über wusste, dass mir mein allererstes Bondage bevorsteht. Heute. Genau in diesem Moment. Kein Ausweichen mehr. Ich muss da jetzt rein.

In der Tür zum Studio steht Visage_deux und beobachtet mich. Das tut er schon eine ganze Weile. Jetzt schüttelt er den Kopf, weil ich noch immer in meiner Tasche krame. Wo hat sich nur diese blöde Bürste versteckt?
„Du schindest Zeit.“ Seine Stimme klingt amüsiert.
„Haare offen oder zusammen?“, will ich wissen.
Sein Gesicht nimmt einen ungläubigen Ausdruck an. „Lass es, wie es ist. Na los!“
Der Mann hat Humor. Sein Auftreten ist martialisch. Schwarzes Shirt, schwarze Hose im Gothic-Style, mit breiten silbernen Reißverschlüssen. Die Schuhe sind der Hammer. Schnürstiefel mit Stahlkappen? Das wäre zu einfach. Nein. In der Szene trägt man New Rock’s. Er steht auf der obersten Stufe zum Studio, breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt. Wäre er mein Dom, würde ich wohl spätestens jetzt zum Angsthasen mutieren.
Das macht er absichtlich. Freut sich diebisch, dass er mich verunsichert. Wie sollte er auch nicht? Er wird mich gleich fesseln. Und ich hab keine Ahnung, was genau passiert …

Meine Gefühle fahren Achterbahn. Gestern war noch alles in Ordnung. Da hab ich nur zugeschaut. Heute bin ich die Hauptperson. Aber auf keinen Fall will ich wie Jenny hängen. Das ist mir nicht geheuer. Mein Gott – was hab ich mir nur dabei gedacht?
Entschlossen nehme ich die Stufen zum Studio, trete an ihm vorbei. Er schließt die Tür. Cut. Als wäre ein Hebel umgelegt. Ohne, dass sich auch nur der kleinste Widerspruch in mir regt, lasse ich mich unter den Bondage-Ring führen, lasse mich drehen, stehe mit dem Rücken zu ihm. Und nun?
„Setz dich auf den Boden.“
Er muss es wiederholen. Ich habe nichts gehört. Setzen. Ganz einfach. Setzen und stillhalten. Die Musik von Schiller in den Ohren. Es ist warm. Ich schließe die Augen. Entspannt? Ja, in diesem Moment bin ich tatsächlich entspannt.

Sekunden später sitze ich mit auf dem Rücken gefesselten Händen da. Ein Seil wird unter meiner Brust entlang geführt. Dann die erste Positionsänderung. Visage_deux legt mich auf die Seite. Fixiert meine Fußknöchel, dreht mich weiter. Der Boden sieht schön aus, aber er ist hart. Irgendetwas an den Knöcheln drückt. Drückt heftig. Ich sage es ihm. Er korrigiert das Seil solange, bis es für mich passt. Dann knüpft er weiter. Schließlich liege ich auf dem Bauch. Die Beine angewinkelt, Hände und Füße aneinander gefesselt. Es ist nicht bequem, aber es ist okay. Über mir an der Decke Bewegung. Das Rattern des Seilzuges. Irgendetwas bewegt sich auf den Schienen. Als Zuschauer gestern hat sich mir jeder Handgriff erschlossen. Heute versuche ich vergeblich, die Geräusche zu interpretieren. Ich komm nicht drauf, was passiert.
„Nicht hinhängen“, ist das einzige, was mir einfällt. Nicht hinhängen. Ich will nicht hängen. Warum hab ich davor eigentlich so viel Angst?
Irgendwo klirren Ketten. So rhythmisch wie ein Windspiel. Nein. Ein Windspiel klingt nicht rhythmisch. Aber es hört sich ebenso hell an. Ebenso beruhigend. Beruhigend klirrende Ketten. Ich muss verrückt sein.
Schritte gesellen sich dazu. Schwere Schritte. Diese New Rock’s sind eine Katastrophe für den tollen Dielenboden. Hinter den geschlossenen Lidern nehme ich das Blitzen der Kamera wahr. Das erste Foto also. Wie ich wohl aussehe?bondage-Shooting3-blog
Visage_deux hockt sich zu mir und verbindet mir die Augen. Ich könnte unter der Binde hervorblinzeln. Aber egal. Es macht mir überhaupt nichts aus, dass er mir einen meiner Sinne raubt. Die Musik ist leiser jetzt. Die Seile auf meinem Rücken lockern sich. Also nicht hängen. Will ich ja auch nicht.

Dann liege ich auf dem Rücken. Wieder ohne Augenbinde. Interessiert beobachte ich, wie sich die Seile um meine Hüften winden, um meine Beine, um Brustkorb und Schultern. Ich schaue hoch zum Bondagering.
„Du hängst mich nicht da hin, okay?“
Visage_deux lächelt. „Wo ist das Problem?“
„Ich glaub, ich mag das nicht.“
Ich mag das nicht? Ich hab Schiss davor. Und keine Ahnung, warum.
Er zieht die Seile durch den Ring, strafft sie. Meine Mitte wird dabei angehoben. Probehalber. Es tut weh. An den Hüften, am Brustkorb. Ich würde es gern angenehm finden, aber es tut einfach nur weh.
Er spricht mit mir, fragt, wo was drückt, lindert, indem er Seil nachlässt oder neu bindet. Aber gegen meine innere Abwehr kommt er nicht an.
„Geht nicht?“, fragt er.
Ich schüttel den Kopf. Nein, geht nicht.
„Sind die Beine unproblematischer?“
Keine Ahnung. Vielleicht.

Visage_deux löst ein paar der Seile. Meine Hände sind noch immer gefesselt und liegen hinter meinem Kopf. Ein unangenehmes Gefühl in den Schultern. Aber ich kann doch nicht schon wieder rumjammern. Ich beschließe, es auszuhalten. Ein paar Minuten später bemerke ich verwundert, dass das Ziehen aufgehört hat. Gewöhnungseffekt? Entspannt? Nicht wirklich. Entspannt bin ich schon lange nicht mehr.
Unter- und Oberschenkel meines linken Beines sind inzwischen aneinander gebunden. Visage_deux befestigt das Seil an einer Kette. Nachdem er das rechte Bein auf dieselbe Weise fixiert hat, beginnt er, mich hochzuziehen. An den Beinen. Wie gestern Jenny. Er zieht, bis ich nur noch meine Schultern den Boden berühren. Der Zug auf dem linken Bein ist heftiger als auf dem rechten. Ich hab es kaum angedeutet, da gleicht er bereits aus. Es wird leichter. Aber ich will noch immer nicht hängen. Der ungewohnte Schmerz in den Schenkeln – ich bin nicht bereit, ihn zu ertragen. Überhaupt nicht vorstellbar, was daran Lust erregen soll. Warum schläft Jenny in den Seilen? Was mag sie daran?
Ich bin erleichtert, als Visage_deux mich wieder auf den Boden hinunter lässt. Ohne Druck, ohne Zug liegen – wunderschön. Gleichzeitig spüre ich die Enttäuschung. Da hab ich mich monatelang auf dieses erste Bondage gefreut und dann das. Ich kann weder mit dem Schmerz umgehen, noch bin ich bereit, meine Grenzen auszuloten. Grenzen. Ist die Angst vor dem Schmerz eine Grenze, die ich überschreiten kann?

Wieder die schweren Stiefel, wie sie um mich herumgehen. Das Piepsen des Auslösers der Kamera. Kurze helle Blitze.
Dann hockt Visage_deux neben mir, nimmt mir die Augenbinde ab. „Du denkst zu viel.“ Während er die Seile ordentlich zusammenlegt, beobachtet er mich. „Es gibt viele Wege nach vorn“, meint er lapidar.
Ich nicke ergeben. Okay. Ich hab es versucht. Es ist nicht meins. Vielleicht brauche ich einfach einen längeren Anlauf.
„Wir versuchen es einfach nächstes Mal wieder“, sage ich und lächle unsicher. Vielleicht will ich das gar nicht mehr?

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Visage_deux rollt die Seile weiter auf. „Wir machen jetzt noch ein klassisches Bondage im Stehen.“
Was???? Noch eines?
Aber ich habe gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Er hilft mir auf die Beine, rettet uns beide vor dem Fall, als ich mit einem Hacken wegrutsche, und stellt mich vor sich hin. Dann legt er mir erneut die Augenbinde um, fester jetzt, und lässt mich warten. Schritte im Raum. Er verharrt vor mir. Ich höre, wie er das Seil durch seine Hände zieht.
„Das wird jetzt straffer“, sagt er …

Teil 2 des Berichts über den Bondage-Selbstversuch von Nora Amelie lest ihr hier. Und außerdem gibt’s jetzt brandneu einen Roman darüber – BONDAGESTORY. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.

The Secrets of Grey Days 2 – Drahtseilakt. Jetzt auf amazon

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Gibt es ein Leben nach „Fifty Shades of Grey“?

Dieser Frage geht Agenturchefin Marlena in Band 1 des Romans THE SECRETS OF GREY DAYS nach. Ihr Slogan: Jeder Frau einen Grey. So engagiert sie also dominante Männer, die Novizinnen in die Geheimnisse bizarrer Leidenschaften einweihen.

Ob Marlenas kreativer Plan tatsächlich aufgeht und welchen Preis sie selbst zahlt, lest ihr jetzt in Band 2 des Romans, der gerade als eBook auf amazon erschien. Das Taschenbuch dazu wird in Kürze ebenfalls erhältlich sein.

PS: Für alle, die sich am Voting für oder gegen den Erfolg der Eventagentur G.o.G.beteiligt haben … Mit 78,6 % stimmten die meisten Leser eindeutig für den Erfolg. Ob sich die Geschichte in Band 2 entsprechend entwickelt, das lest ihr am besten selbst nach. Viel Spaß dabei.

Wie man (m)einen Autorenblog findet …

… eine nicht ganz ernst zu nehmende Betrachtung


Ich amüsiere mich schon länger über die Suchbegriffe, mit denen Leser (wer wohl sonst? ;-) ) nach meiner Blogseite suchen. Wollt ihr Spaß haben? Dann schaut euch das mal an …

Begriff 1: Nora Amelie – ok, kein Wunder. Mein Blog heißt ja so. Aber danach folgt sofort gefesselte Hände – rätselhaft, oder? Mir ist völlig unklar, wie es diese Formulierung in die Top10 der Keywords meiner Seite geschafft hat. Ich schwöre, ich habe keinen meiner Beiträge damit getaggt. Warum auch??? Mit gefesselten Händen kann ich so was von schlecht schreiben … Position 5 nimmt der Begriff SM ein. Na gut, darum geht’s in meinen Büchern. Wer aber sucht nach Amelie nackt Bondage? Hallo? Wer will mich da in den Seilen sehen????? Und das dann auch noch nackt … tztztz …

Die komplette Überraschung für mich ist Mann sexuell an einem Schrank gefesselt. Was heißt das bitte? Ich will gar nicht wissen, wie. Aber warum? Soll er aufräumen? *grins – schöne Strafe. Weiter unten in der Auflistung gefesselt an der Decke klingt schon nachvollziehbarer. Nur gibt es auf meiner Seite keinerlei Anleitung dafür, wie das umzusetzen wäre. Das nächste ist dann auch wieder sehr ominös Erotic Leseprobe von hinten. Echt jetzt? Liest einer von euch rückwärts? Von anderen Interpretationsweisen des von hinten mal ganz abgesehen ;-)

Alles, was ich bis hierher ausgelassen habe, bezieht sich übrigens auf meine Bücher. DAS ist nämlich der eigentliche Grund, warum es diesen Blog gibt. Aber die Verrückten da draußen lassen wirklich nichts aus – oder was soll man von diesen Suchbegriffen halten?

Leseprobe Erotic lernen
Frau fesselt Mann ans Bett
Nackt Insel
Frau an Händen gefesselt
Arme über Kopf gefesselt
mit Höschen gefesselt
Leseprobe SM Kerker
Entschuldigung erotische Geschichte – Ach ja? Mir war gar nicht bewusst, dass man Entschuldigungen auch in erotische Geschichten verpacken kann. Das ist doch mal ein interessanter Aufhänger (OMG, ich lass mich schon selbst auf dieses Wording ein …).

Aber den Vogel hat für mich folgende Formulierung abgeschossen: erotische Gefühle beim Blick auf ihre Schlüpfer. Dabei dachte ich immer, meine Texte hätten Tiefgang. Jetzt kriege ich als Autor echt das Zweifeln ;-)

PS: Das Foto zu diesem Beitrag könnte übrigens der Auslöser für den ganzen Fessel-Kram gewesen sein :-)

PS2: Dieser Beitrag ist absichtlich nicht getagged.

Mittsommernacht – Romantik pur


Wusstet ihr, dass sich Jon und Theresa, die Hauptfiguren im Liebesroman INSEL DER NACHTIGALLEN, in der Mittsommernacht kennenlernen, unter fast lebensbedrohlichen Umständen? Aber lest selbst.

… Im Park, der parallel zur Küste verlief, kamen die Vorbereitungen für das Mittsommerfest in Gang. Theresa freute sich auf diesen Abend. Nur ein einziges Mal hatten sie und Tom den Termin für ihren Inselurlaub in die Sommersonnenwende legen können. Aber zum Fest hatte Tom nicht gewollt. Und sie allein auch nicht. Heute würde sie sich selbst ein Schnippchen schlagen und Elsa mitnehmen. In Begleitung eines Hundes konnte man zumindest sicher sein, dass es nicht langweilig wurde. Elsa sorgte wegen ihrer imposanten Erscheinung sowieso stets für Aufsehen.
          Als die Klippen im Westen wie Scherenschnitte gen Himmel ragten, schlüpfte Theresa in ihre Lederjacke, rief nach der Ridgeback-Hündin und verschloss das Haus. Sie wollte in den Park, von wo seit geraumer Zeit Musik und Stimmen zu vernehmen waren. Mittsommernacht hieß hier eigentlich Sankt-Hans-Abend, und er war geprägt von einem riesigen Johannifeuer und den Volksliedern, die in solchen Nächten gesungen wurden. Schon von weitem hörte sie die altmodische Melodie, zu der sich ein Karussell für die Jüngsten drehte. Am Strand hatte sich eine Menschentraube um die weithin sichtbaren, hoch lodernden Flammen des Mittsommernachtfeuers gebildet. Händler, Schieß- und Losbuden gab es hier nicht.
          Sie holte sich einen Rotwein und setzte sich auf die flache, graue Feldsteinmauer, die die Festwiese in weitem Bogen umgab. In unmittelbarer Nachbarschaft hatte sich eine Familie mit Zwillingen niedergelassen. Die beiden Mädchen ähnelten einander wie ein Ei dem anderen. Nur die Haarreifen im halblangen glatten Haar waren farblich verschieden. Sie hatten runde, ein wenig pausbäckige Gesichter, Stupsnasen und leicht tiefliegende Augen unter der gewölbten Stirn. Alles an ihnen wirkte auf eine besondere Weise niedlich.
          Die Mädchen versuchten, Elsa zum Spielen zu animieren. Sie gingen vorsichtig auf sie zu, beugten sich gleichzeitig nach vorn, als wollten sie ihr in die Augen schauen, und sprangen dann lachend und in die Hände klatschend zurück. Eine von ihnen war dabei deutlich übermütiger als die andere. Sie ermunterte ihre Schwester immer wieder aufs Neue zu diesem Spiel. Elsa wandte nicht einmal den Kopf. Nur daran, wie sie die Ohren aufstellte und die Augen ein klein wenig in Richtung der Mädchen drehte, war zu erkennen, dass sie deren Bewegungen aufmerksam folgte.
          Theresa nippte an ihrem Wein und sah den Leuten beim Tanzen zu. Das Gedränge war groß auf der hölzernen Bühne. Die Kapelle, ein paar ältere Männer, denen man die Leidenschaft am Musizieren deutlich anmerkte, spielte ohne Unterlass. Sie sann darüber nach, wer von denen dort oben wohl zu den Einheimischen gehörte und wer nicht. Wobei sie gern auch den Unterschied zwischen Insulanern und den Landsleuten vom Festland herausgefunden hätte. Sie überlegte, ob die Haarfarbe als Indiz gelten konnte, die Kleidung oder die Art zu tanzen. Aber nichts davon schien ihr wirklich als Maßstab geeignet zu sein.

Elsa rückte näher zu Theresa heran, legte den Kopf auf ihr Knie und blickte unter sorgenvoll in Falten gelegter Stirn zu ihr hoch.
„Langweilst du dich?“, fragte Theresa und kraulte die Hündin zwischen den Ohren. Aus den Augenwinkeln gewahrte sie, dass sie von irgendwoher beobachtet wurden. Sie schaute auf. Genau dort, wo die Umfriedung einen Bogen machte Richtung Westen, hockte ein Mann in Jeans und dunkelgrauem langärmeligem Shirt. Der Stoff konnte den trainierten Körper kaum verbergen. Strahlende Augen in einem kantigen Gesicht lächelten ihr zu.
          Theresa glaubte, ihn flüchtig zu kennen. Er nickte, als wolle er sie grüßen, und sie nickte ebenfalls. Dann stand er auf und kam zu ihr herüber. Er war groß und wirkte sehr männlich mit dem extrem kurz geschorenen Haar. Die Daumen betont lässig in die Hosentaschen eingehakt, die Finger leicht gespreizt auf den Schenkeln, schob er sich durch die Umstehenden. Als er vor ihr stand, rückte er mit einer schnellen Handbewegung eine imaginäre Krawatte zurecht und deutete währenddessen eine Verbeugung an. Dabei blieben seine Augen unverwandt auf sie gerichtet. Graublau, konnte Theresa jetzt aus unmittelbarer Nähe erkennen.
          „Guten Abend!“
„Sieht man mir so genau an, dass ich Deutsche bin?“, gab sie überrascht zurück und vergaß den Gegengruß.
„Sie werden’s nicht glauben – es steht Ihnen auf die Stirn geschrieben!“ Sein Lächeln wurde so breit, dass sich Fältchen in die Wangen gruben. Er hatte eine angenehm tiefe Stimme, klar und fest, die nicht die geringste Spur von Anspannung verriet. Irgendwie sexy!
          Sie beobachtete die Reaktion des Mannes auf die sofort einsetzende, hingebungsvolle Beschnüffelung seiner Hosenbeine durch Elsa. Die Hände hatte er jetzt komplett in den Hosentaschen vergraben. Sein Blick auf das Tier wirkte leicht amüsiert. Als die Hündin schließlich von ihm abließ, schaute er wieder zu Theresa und hielt ihr die Hand hin. „Ich dachte, ich kann Sie überreden.“ Mit dem Kopf machte er eine unmissverständliche Bewegung zur Bühne.
Im selben Moment richtete sich der Ridgeback auf und ließ ein Knurren vernehmen. Die Zwillingsmädchen, die der Inspektion des Fremden durch die Hündin fasziniert beigewohnt hatten, wichen erschrocken zurück.
„Ups! Ihr Bodyguard ist wenig begeistert“, sagte der Mann und hob mit gespielter Missbilligung eine Augenbraue. Wo hatte sie diesen gut aussehenden Typen nur schon gesehen?
          Theresa stellte das Weinglas auf die Mauer, ließ ihre Jacke von den Schultern rutschen, fuhr Elsa beruhigend über den Kopf und erhob sich. „Sie wird Sie im Auge behalten – das ist ihr Job.“ Dann machte sie einen Schritt auf den Mann zu und war augenblicklich von einem irritierend angenehmen Duft gefangen. Frisch und würzig zugleich, eine Spur fruchtig, aber nicht süß. Sie hoffte, dass ihm dieser winzige Moment, in dem ihr ihr Geruchssinn einen hinterhältigen Streich spielte, verborgen blieb. Nebeneinander schoben sie sich in die wogende Menge.

Der Mann bewegte sich zur Musik wie jemand, der Übung darin hatte. Seine Hände lagen angenehm kühl auf ihren Hüften. Und ihre Neigung, dem jeweiligen Tanzpartner die Führungsposition streitig zu machen, ignorierte er so gekonnt, dass sie es nach einer Weile nicht aufgab, sondern schlichtweg vergaß. Dafür gestand sie sich ein, dass ihr seine Gegenwart gefiel. Mit jeder Sekunde, die sie tanzten, ließ sie sich mehr auf den Rhythmus ein. Wann hatte sie das zuletzt getan? Und mit wem? Ewig her. Sie konnte sich nicht erinnern.
          Der Mann zog sie dichter an sich heran, machte ein paar schnelle Schritte, drehte sich mit ihr zwei-, dreimal um die eigene Achse und tanzte dann langsam weiter, ohne sie wieder aus seinem Arm zu lassen. Siedend heiß durchfuhr es sie. Er hatte einen muskulösen, festen Körper und war fast einen Kopf größer als sie. Sie hätte ihr Gesicht mühelos an seine Brust legen können, wenn ihr das nicht unangemessen hingebungsvoll erschienen wäre. Er atmete in ihr Haar hinein. Zumindest glaubte sie, das zu spüren. Den wunderbaren Duft seines Aftershaves hielt sie für eine plötzliche Verheißung. Erregend! Sollte sie etwa annehmen, dass dieser Urlaub mehr für sie bereit hielt, als ausgiebigen Schlaf und Zeit zum Lesen?
          Sie war es gewohnt, bei Männern Aufmerksamkeit zu erregen. Und manche ihrer Patienten ließen deutlich durchblicken, dass sie an ihr auch als Frau interessiert waren. Aber während all der Jahre mit Tom hatte sie nie auch nur die kleinste Affäre gehabt. Jedenfalls nicht real. Im Kopf schon. Hin und wieder. Besonders seitdem sie an ihren erotischen Geschichten schrieb. Aber warum auch nicht? Sie brauchte dafür ein besonderes Gefühl. Und das holte sie sich, indem sie an besondere Männer dachte. An diesen Typen beispielsweise, der damals für die Holzeinbauten an der Rezeption zuständig war. Wöller. Mit dem dunklen Haar, das er zu einem Zopf zusammen gebunden trug, hatte er ein paar geheime Sehnsüchte in ihr geweckt. Und die braunen Augen dazu – echt sexy! Immer, wenn sie daran dachte, wie er mit ihr geflirtet hatte, ging ihr das Schreiben wunderbar leicht von der Hand. War sie also auch jetzt offen für einen Flirt? Ach ja, bitte! Dagegen war doch nun wirklich nichts einzuwenden. Tom wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Selbst wenn sie weit weg waren von einer Bilderbuchehe. Sie hatte nicht die Absicht, ihren Mann zu hintergehen. Lautlos seufzte sie in sich hinein.

Jon beobachtete jede ihrer Gefühlsregungen aufmerksam. Es entging ihm keineswegs, dass sie in Gedanken versunken plötzlich tief durchatmete. Für einen winzigen Moment drückten sich ihre kleinen Brüste dabei fester an seinen Leib. Sie zu spüren, gefiel ihm. Die Hand, mit der er ihre Rechte gehalten hatte, ließ er leicht an ihrem nackten Oberarm hinauf zur Schulter gleiten. Dann legte er sie ihr sacht in den Nacken, während seine Hüfte im Takt der Musik schwang und versuchte, die ihre ein wenig zu dirigieren. Er wusste, dass es eine besitzergreifende Geste war. Ob sie das  registrierte?
          Als seine Finger eher flüchtig auf ihrem Rücken entlang zurück zur Hüfte wanderten, ahnte er bereits, dass er damit ein Gefühlschaos in ihr auslöste. Für einen Moment geriet sie aus dem Gleichgewicht. Er nutzte das und presste sie mit beiden Händen an sich, als würde er ihr Halt geben wollen. Sie wiederum wagte offensichtlich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Statt dessen kam ihr Atemrhythmus vollends aus dem Takt. Fürs erste ganz gut, dachte Jon und grinste in sich hinein.
          Die Kapelle wechselte den Rhythmus, spielte laut und schnell und sorgte dafür, dass sich die Bühne innerhalb von Sekunden in ein Tollhaus verwandelte. Die Holzbohlen ächzten unter stampfenden Schritten. Theresa schien geradezu erleichtert zu sein, als sie sich von ihrem Tanzpartner lösen konnte. Und im Nu war sie von der Ausgelassenheit der Leute ringsum angesteckt. Wie alle anderen riss sie die Arme hoch, applaudierte den Musikern und steigerte sich in ekstatische Verrenkungen hinein. Sie tanzte gut. Ihre Bewegungen waren fließend und sinnlich, beinahe ein wenig lasziv. Ständig drängte sich irgendein anderes Tanzpaar zwischen sie beide und verhinderte zu Jons großem Bedauern jede weitere Berührung. Dann wieder tanzten sie lachend aufeinander zu, hingen im Blick des jeweils anderen, vermieden aber zu sprechen. Bei dem Krach wär’ ohnehin kein Wort zu verstehen gewesen.

Theresa konnte sich später nicht erklären, warum sie die ersten Anzeichen nicht bemerkt hatte, warum sie überhaupt auf die Idee gekommen war, sich von diesem verzückten Gehabe derartig mitreißen zu lassen. Als ihr bewusst wurde, dass sie atemlos nach Luft rang, war es für eine besonnene Reaktion bereits zu spät. Sie zerrte am Halsausschnitt ihres Shirts. Das Asthmaspray! Es stand griffbereit auf der Konsole im Flur des Hauses. Aber sie brauchte es jetzt und hier! Kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Sie konnte nicht sprechen.
„Was ist mit Ihnen?“ fragte der Mann. „Was ist los?“
          Sie schüttelte seine Hand ab und drängte durch die Tanzenden hindurch von der Bühne. Um ihre Brust wurde es immer enger. Sie versuchte zu husten. Sie ahnte, dass die aufsteigende Panik ihren Zustand nur verschlimmerte. Doch sie hatte keine Kraft, sich dagegen zu wehren. Sie fühlte sich wie unter einer zentnerschweren Last. Als sie den angrenzenden Park erreichte, lehnte sie sich keuchend gegen einen Baum. Tränen traten ihr in die Augen. Sie wusste nicht, wie sie atmen sollte. Je mehr sie darum bemüht war, um so weniger Luft schien ihr Körper annehmen zu wollen. Ich ersticke, schoss es ihr durch den Kopf. Große Hitze überfiel sie. Gleich darauf spürte sie unglaubliche Kälte.
          Dann legte ihr jemand seine Hand auf den Rücken und ließ sie gleichförmig zwischen den Schulterblättern kreisen. Sie hustete gequält. Hatte das Gefühl, alles in ihrem Hals würde sich zusammenziehen.
„Umdrehen!“, sagte der Mann, „Stützen Sie sich am Baum ab! Ja, so ist gut.“ Seine Stimme klang bestimmt und strahlte Ruhe aus. Die Hand lag auf ihrem Rücken wie ein Schutzschild.
          Sie schloss die Augen, sog gierig Luft in sich hinein und hörte das merkwürdige Geräusch in ihrer Brust. Es schien ihr so laut, dass sie glaubte, jeder in der Nähe müsse es hören. Plötzlich entfernten sich dieses Geräusch und die Stimme des Fremden. Als würde jemand ihren Kopf in Watte packen. Angestrengt versuchte sie, ihren Blick zu fokussieren. Aber ihr Gesichtsfeld verengte sich zunehmend. Sie hatte das Bedürfnis, sich zu setzen.
„He, he, he – bleiben Sie schön hier!“ Der Mann hielt sie, als sie in die Knie ging und im Begriff war zusammenzusacken. „Es ist gleich vorbei.“ Sein Gesicht verschwamm vor ihren Augen. Sie folgte seiner Anweisung fast automatisch und richtete sich wieder auf. Rücklings lehnte sie erneut am Baum, den Kopf weit nach hinten gestreckt.
          Ein Arzt kam. Er und der Fremde wechselten einige Worte, dann halfen sie ihr, sich hinzusetzen. Der Fremde schob ihr etwas Weiches unter den Kopf, und Elsa war da und leckte ihr Ohr. Vielleicht saß sie schon die ganze Zeit neben ihr. Theresa hatte sie nicht wahrgenommen. Man legte ihr eine Sauerstoffmaske an, während der Fremde bei ihr hockte und unermüdlich ihre Hand hielt. Was die Männer sprachen, drang nicht bis zu ihr durch. Aber sie erholte sich. Das Atmen fiel leichter, der Blick wurde klar. Erschöpft versuchte sie ein Lächeln.
„Alles gut“, sagte der Mann und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Alles gut. Ich bringe Sie nach Hause.“
Sie konnte noch immer nicht reden. Aber jetzt allein sein, war das Letzte, was sie sich wünschte. Er musste es in ihren Augen gelesen haben.
„Keine Sorge! Ich bleibe bei Ihnen, versprochen. Ich und Ihr Bodyguard hier.“ Er tätschelte Elsas Flanke. „Wir werden Sie nicht aus den Augen lassen.“ Dann bugsierte er sie in ein Auto und fuhr sie den kurzen Weg zum Sommerhaus …

aus INSEL DER NACHTIGALLEN, Teil 1. Als eBook und Taschenbuch auf amazon.

Neues Cover für „The Secrets of Grey Days“

The Secrets of Grey Days Cover

 

Nach vielen Diskussionen darüber, wie dramatisch oder düster ein Cover wirken darf, habe ich mich zu einer Veränderung des Erscheinungsbildes von THE SECRETS OF GREY DAYS entschieden. Das neue Cover ist sinnlicher und romantischer und lässt viel Spielraum für Interpretationen :-) Fotografiert wurde es wieder vom Studio Visage_deux, das bereits für das erste Cover shootete.

Wer sich zu der Veränderung äußern möchte, kann unter diesem Beitrag gern einen Kommentar hinterlassen. Ich bin gespannt auf eure Meinung. Zum Vergleich rechts das „alte“ Coverbild. The-Secrets-of-Grey-Days-Nora-Amelie-kleiner