In den Rezensionen zu meinem neuen Roman „Dark Dancers – Tania“ finden sich Kommentare wie, die Geschichte sei gut recherchiert, nah an der Wirklichkeit und mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen geschrieben. Ich freue mich riesig, dass ich meine Leser emotional so berühren kann. Denn die Wahrheit ist: Ich war selbst ein Mobbing-Opfer. Was meine Protagonistin Tania erlebt, habe ich zum Teil am eigenen Leib erfahren.
Das ist jetzt über zehn Jahre her. Trotzdem erinnere ich mich an viele Details so genau, dass ich sie jederzeit wiederaufleben lassen kann. Für meinen Roman habe ich das auch getan. Und es hat mich unruhige Nächte gekostet. Manchmal hatte ich große Zweifel, ob es eine kluge Idee ist, darüber zu schreiben. Die schlimmste Zeit meines Lebens wollte ich wirklich lieber vergessen. Vielleicht aber musste das alles mal raus. Um eine Art Schlusspunkt zu setzen. Im Sinne von »Euch werd‘ ich’s zeigen!« Denn ich hab mich nicht unterkriegen lassen. Ich hatte Glück.
Es liegt mir fern, jetzt klarzustellen, welche Teile der Geschichte der Wahrheit entsprechen und welche fiktiv sind. Oder doch, eines vielleicht: Im Gegensatz zu Tania hatte ich einen sehr verständnisvollen Partner an meiner Seite. So einen Eric-Typen, mit dem ich über alles reden konnte. Der mir Geborgenheit gab. Dem ich blind vertrauen konnte. Wer weiß, ob ich diese Zeit sonst schadlos überstanden hätte.
Aber wie Tania war ich im Zweifel, ob es Sinn macht, wegen Mobbing vor Gericht zu ziehen. Ich war ausgelaugt. Mir fehlte die Kraft dafür. Mir fehlte ein fachlich versierter Anwalt. Und auch sonst war ich nicht im Besitz eines Netzwerkes, das mir an irgendeiner Stelle etwas hätte abnehmen können. Am Ende habe ich keine Therapie gemacht. Ich war nicht monatelang krankgeschrieben. Ich habe einen Haken drunter gesetzt und mich in die Selbstständigkeit gestürzt. Niemals wieder sollte mir jemand sagen dürfen, was ich im Job zu tun und zu lassen habe.
Trotzdem würde ich jedem in einer ähnlichen Situation empfehlen: Hol dir Hilfe!!! Denn der Preis, den man zahlen muss, ist hoch. Den Tinnitus von damals bin ich nie wieder losgeworden. Ich litt lange unter Schlaflosigkeit. Diffuse Ängste machten mir zu schaffen. Erst ein Jahr nach Ende der Attacken fand ich körperlich und mental zu meiner alten Kraft zurück.
Geblieben ist die Hoffnung, den Mobbern nie mehr zu begegnen. Auch wenn es diesen blöden Spruch gibt, man träfe sich immer zweimal im Leben. Wie oft hab ich mir vorgestellt, was ich dann tun oder sagen, wie ich reagieren würde. Das Problem aber ist: So ein Mobbing-Verhältnis hält ein Leben lang. Es löst sich nicht in Luft auf. Der einzige Ausweg besteht darin, auf Distanz zu bleiben. Also egal, was ich tun oder sagen würde, es würde nichts ändern. Das gilt es zu begreifen. Und aus der Situation zu lernen. Stark zu werden.
Passt auf euch auf!
Eure Nora