… Hatte sie etwas übersehen? Gab es geheime Wände in diesem Raum, deren Funktion ihr verborgen geblieben war? Sie schimpfte innerlich noch über ihre blühende Phantasie, da wurde sie zum zweiten Mal von ihm hochgehoben. Er trug sie nicht weit, aber dort stellte er sie wieder auf die Füße. Sie hatte das Gefühl, sich vor einem Möbel oder einer Wand zu befinden. Er griff nach ihrer rechten Hand und arretierte sie. Anschließend tat er das auch mit der linken Hand. Sie ahnte, was kommen würde, und spreizte bereits die Beine, als er die Manschette des linken Fußes ebenfalls befestigte. Ein Andreaskreuz, sagte ihr Verstand. Sie hatte es zwar nicht gesehen, aber sie kannte seine Funktion. Augenblicklich war alles in ihr hellwach. Er würde sie also schlagen.
Sie spannte sich an. Davor hatte sie Respekt. Sommer, dachte sie, Sommer … Sommer. Ob sie sich nachher an ihr Codewort erinnern konnte? Vielleicht sollte sie Stephan darum bitten, ihr noch etwas Zeit zu lassen. Sie wusste plötzlich nicht mehr, ob sie Schläge überhaupt ertragen wollte. Aber war sie nicht dazu hier, das herauszufinden? Schläge, Fesseln, Erniedrigung – sie wollte endlich wissen, ob es SM war, das ihr Befriedigung verschaffen konnte. Wobei, sich erniedrigen lassen, das wollte sie in keinem Fall. Es hatte sie abgestoßen, wenn sie darüber las. Sie wollte nicht aus einem Blechnapf essen oder andere unwürdige Dinge tun. Hatte sie ihm das gesagt? Auch das hatte sie nicht mehr in Erinnerung. Aber wenn es soweit war, würde sie es tun. So viel Zeit würde sein.
Während Theresa sich in ihren Gedankengängen verstrickte, wurde ihr bewusst, dass Stephan stumm abwartend hinter ihr stand. Sie spürte, wie sich seine Hand besitzergreifend um ihre Kehle legte, so dass sie den Kopf ein wenig nach hinten bog.Im selben Moment drängte sich etwas Hartes gegen ihre Lippen. Ein Knebel, schoss es ihr durch den Kopf. Sie wurde panisch, öffnete den Mund, um zu protestieren …