Ohne Trailer ist seit Jahrzehnten kaum ein Film denkbar. Der „book trailer“ dagegen steckt noch in den Kinderschuhen. Vor zehn Jahren wurden gerade einmal zehn deutschsprachige produziert. Fünf Jahre später waren es etwa 500. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. Aber ich denke trotzdem: Es ist vieeeel Platz nach oben geblieben.
Für meinen zweiteiligen Roman INSEL DER NACHTIGALLEN wollte ich auf jeden Fall einen. Möglichst in Eigenregie und ohne gravierende Kosten. Die Sache mit der Eigenregie ging natürlich nicht ganz so gut auf. Und was die Kosten betrifft – naja, Schwamm drüber. Ich saß dem Irrglauben auf, ich müsse lediglich die Produktion und das Material finanzieren. Dass ich darüber hinaus jede Menge Zeit ans Bein binden würde – und Zeit ist bekanntlich auch bei Autoren Geld, hatte ich nicht einkalkuliert.
Damit ihr bei der Produktion eures Trailers möglichst wenig Lehrgeld zahlt, hier ein kleiner Exkurs in die Buchtrailer-Erstellung oder, wenn ihr so wollt, eine Zusammenstellung der Do’s and Dont’s:
Soundtrack
Lasst den Produzenten (Cutter etc.) die Musikauswahl treffen. Denn eines sollte der Titel unbedingt sein – schnittfähig. Das gilt insbesondere für Titel, die länger sind, als der Trailer es werden soll. Ein Sound ist schnittfähig, wenn er Pausen aufweist. Können winzig kleine sein, aber ohne „stille Stellen“ geht gar nichts. Wenn ihr bei der Musik was vorgeben wollt, dann die Stilrichtung. Copyright-Einhaltung ist sowieso klar. Nicht nur für den Musiktitel, sondern auch für Fotos, Videos usw.
Material
Ich dachte zunächst, Videos wären optimal. Sind sie im Grunde auch. Aber: Sämtliche Videoschnipsel – und man braucht ja vielleicht mehrere – sollten dasselbe Format haben, dieselbe Qualität. Und was Letzteres betrifft – mit einer guten Cam gemacht sein. Das Smartphone ist dafür nicht unbedingt geeignet. Footages kann man natürlich auch kaufen. Aber das kostet dann wieder.
Bei Fotos solltet ihr nicht zu viele auswählen. Ich hatte für meinen Trailer knapp 30 geplant. Es sollte nämlich zwei sehr schnelle Passagen geben mit schnellen Cuts zwischen den Bildern. Waren trotzdem zu viele. Am Ende haben wir 24 auf knapp zwei Minuten Laufzeit verwendet. Und wenn es ein, zwei weniger gewesen wären, hätte das der Sache keinen Abbruch getan.
Die Qualität der Fotos muss stimmen. Und das Format unbedingt mit dem Produzenten absprechen. Wenn ihr nämlich Effekte plant, wenn ihr in ein Bild rein- oder aus einem rauszoomen wollt, braucht ihr eine relativ hohe Auflösung. Ich habe Fotos, z. B. das Introbild, in der Größe M gekauft. Diese Größe ermöglicht eine gute Kamerafahrt. Fotos aus meinem Privatarchiv oder dem von Freunden habe ich immer in der unbearbeiteten Fassung verwendet. Das optimale Format dafür ist quer mit Tendenz zu quadratisch. Hochformat (z. B. die gefesselte Frau) ist schwierig, lässt sich mit der passenden Kameraführung aber händeln.
Skript
Ja, ich hab tatsächlich ein Skript geschrieben. Damit der Trailer weitgehend meinen Vorstellungen entsprechen würde, wollte ich möglichst detaillierte Vorgaben machen. Das hat sich im Nachhinein als hilfreich erwiesen. Und so sah es aus …
Szene 6
ab hier dramatische Erhöhung Musik!!!: Foto 22 (schneller Cut), Foto 22a (schneller Cut ), Foto 22b (schneller Cut) Foto 23 (Frau von unten nach oben abfahren, letzter Blick auf gefesselte Hände), Foto 24 (schneller Schnitt auf Bild, dann halten) – Text rauf: eine Obsession
Texte
Von vornherein sollte mein Trailer hauptsächlich bildlastig sein. Ich wollte auf viel Text verzichten, statt dessen Spannung entwickeln, Neugier und das Kopfkino ankurbeln. Die wesentlichen Elemente – die zwei Liebenden, ihre Obsession und den Deal – wollte ich in Form von Schrift unterbringen. Zur Erläuterung sollte es zwei kurze Dialoge geben und jeweils einen Anfangs- und Schlusssatz. Da dem Produzenten die erforderliche Tontechnik zur Verfügung stand, wollten wir die Texte selbst einsprechen. An den Dialogen sind wir gescheitert. Die kamen nicht professionell rüber, flogen also raus. Inzwischen kam von einigen Leuten der Kommentar, es wäre mehr Text nötig gewesen, um die Geschichte eindeutiger zu teasern. Das werde ich beim nächsten Mal berücksichtigen müssen. Der erste gesprochene Text ist auch nicht optimal getaktet. Kommt genau in dem Moment, da sich die Musik steigert. Hat gleichfalls Verbesserungspotential.
Effekte
Da gibt es ein Zauberwort – es heißt Doppelbelichtung. Das passiert bei mir am Anfang, als der Mond vom Cover zur Sonne über dem Meer wird. Es gibt sie in der Bett-Sequenz, nämlich die verschlungenen Hände. Und der Wechsel vom vorletzten Foto zum Coverfoto wird auch durch einen Effekt dieser Art unterstützt. Naja, und dann haben wir noch den, mit dem das Cover verschwindet …
Wie auch immer – Effekte machen den Trailer lebendiger. Wenige genügen. Und es gibt professionelle Programme dafür, die mit gängiger Videoproduktionssoftware kompatibel sind.
Produktion
Meine Erfahrung: Nehmt euch die Zeit und setzt euch daneben. Bildwechsel, Effekte, Länge einzelner Sequenzen und Abstimmung der Musiktaktung lassen sich so sehr viel besser beherrschen und nach eurer Fasson gestalten. Das gilt auch für Texte, Schriftarten usw.
Zeitaufwand
Materialzusammenstellung und Produktion etwa zwei Arbeitstage – hängt von euren Ansprüchen, Stil und Länge des Trailers und natürlich vom vorhandenen Material ab. Und davon, inwieweit ihr überhaupt Eigenleistung erbringt.
Den richtigen Produzenten finden
Wenn ihr selbst nicht über das entsprechende Know how verfügt bzw. kompetente Freunde habt, dann schaut euch doch mal an Medienfachschulen um. Gibt es in vielen Städten. Entweder findet ihr dort sofort jemanden, der euch für ein geringes Honorar unterstützt. Oder ihr könnt die Trailer-Herstellung sogar als Projekt vergeben. Seid kreativ!
Und hier könnt ihr ihn auf YouTube anschauen, den Buchtrailer zum zweiteiligen Roman INSEL DER NACHTIGALLEN.